Darum gehts
- Bellerivestrasse in Zürich wird zur Grossbaustelle für eineinhalb Jahre
- Wasserleitungen und Abwasserkanäle sind teilweise über 130 Jahre alt
- Nur eine Spur in jede Richtung bleibt bis Oktober 2026 offen
Autofahrer müssen an der Goldküste ab sofort viel Geduld mitbringen. Die Bellerivestrasse in Zürich ist seit dem 11. August zur Grossbaustelle geworden und soll das für die nächsten eineinhalb Jahre auch bleiben. Denn die Wasserleitungen und Abwasserkanäle unter der Strasse sind zum Teil über 130 Jahre alt. Und das sorgte bereits wiederholt für Leitungsbrüche und Überschwemmungen. Auch am Mittwoch, als die Vorarbeiten begannen, kam es zu einem Wasserrohrbruch an der Bellerivestrasse.
Die Notreparatur betrifft einen 1,6 Kilometer langen Abschnitt von der Kreuzstrasse bis zur Ida-Bindschedler-Strasse, heisst es auf der Website der Stadt Zürich. Bis Oktober 2026 bleiben zwei der vier Fahrspuren auf der Bellerivestrasse daher dicht. Die abschnittsweise durchgeführten Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum Dezember 2026, gibt die Stadt Zürich an.
Nur noch eine Spur in jede Richtung offen
Im Rahmen einer Informationsveranstaltung am 16. Juni erklärte Adrian Rieder, Leiter für Verteilung und Wasserversorgung in Zürich, dass die Reparaturkosten für die alten Leitungen nicht mehr vertretbar seien. Das Ziel der Baumassnahmen: «Die Funktionsfähigkeit und Versorgungssicherheit der Wasser- und Abwasserleitungen für die nächsten 80 bis 100 Jahre absichern», schreibt die Stadt Zürich.
Dieser Plan hat für die Hauptverkehrsachse am rechten Seeufer nun Konsequenzen. In beiden Richtungen bleibt jeweils nur eine Spur auf der Bellerivestrasse offen. Auch das Abbiegen gen See oder zur Bergseite hin wird auf diesem Abschnitt unterbunden. Für Autofahrer heisst das: Verzögerungen einplanen. Auch den öffentlichen Verkehr trifft die Baustelle: Die Bushaltestellen «Chinagarten» und «Elektrowatt» werden von den Linien 912 und 916 bis Oktober 2026 nicht angefahren.
Zum Schulbeginn liegen die Nerven blank
Besonders mit Schulbeginn sind die Verzögerungen auf der frequentierten Pendlerstrasse deutlich zu spüren. Blick hat sich bei den Autofahrern umgehört. Der Zürcher Amari (39), Techniker im Hotel Eden au Lac, kritisiert die fehlende Struktur bei der unübersichtlichen Situation: «Keine Ampel, irgendwas zum Hinstellen oder wenigstens Securitas. Das ist so keine Lösung. Jeder macht, was er will». Nach Feierabend habe er in 20 Minuten nicht einmal hundert Meter vorankommen können.
Auch Pablo (22) aus Baden AG ist empört über die erheblichen Verzögerungen: «Es nervt mich schon. Man steht über 40 Minuten, um in eine Strasse links abbiegen zu können». Beruflich bedeutet die Baustelle für eineinhalb Jahre Einschränkungen: «Ich kann nicht mehr mit Auto zum Schaffen kommen, das ist einfach mega mühsam. Gerade für Kundentermine bin ich darauf angewiesen». Auch das Ehepaar Urs und Karin aus Zürich zeigt sich genervt: «In einer Dreiviertelstunde sind wir einen Kilometer weit gekommen». «Für was sind die Strassen gebaut worden – für Auto oder Velo?», fragt Urs sarkastisch. «Zürich halt», fasst es ein genervter Autofahrer zusammen.
Stadt geht vor Gericht
Ursprünglich hatte die Stadt die Bellerivestrasse noch in einem Verkehrsversuch auf zwei Spuren reduzieren wollen, doch im Mai 2023 untersagte die Kantonspolizei dieses Vorhaben. Die Stadt Zürich legte daraufhin Rekurs ein, der jedoch abgelehnt wurde. Eine Beschwerde beim Verwaltungsgericht ist derzeit noch hängig.
Auf ihrer Webseite schreibt die Stadt: «Ist der Rekurs erfolgreich, wird die Planung des Verkehrsversuchs nach Abschluss der Arbeiten wieder aufgenommen.» Denn zwar seien aktuell bereits zwei Fahrspuren temporär aufgehoben worden, doch die Verkehrsführung im geplanten Verkehrsversuch unterscheide sich davon.
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