Darum gehts
- Terroranschlag in Sydney: Jüdische Gemeinde trauert und bleibt hoffnungsvoll
- Rabbiner Wishedski ruft zu mehr Licht gegen Dunkelheit auf
- Zwei Attentäter töteten zwei Menschen bei Chanukka-Feier mit über tausend Teilnehmern
«Natürlich sind wir tief traurig über die Tragödie in Sydney, zugleich aber voller Zuversicht und Hoffnung.» Woher der Basler Rabbiner Zalman Wishedski diese Hoffnung schöpft, ist nur schwer zu verstehen. Es mag mit dem Schicksal der wiederkehrenden Gewalt zu tun haben, der die jüdische Gemeinschaft immer wieder ausgesetzt ist – so auch beim jüngsten Attentat am Bondi Beach in Australien. «Unsere Melodie, unser jüdisches Leben und unsere Identität werden wir niemals verstummen lassen», schreibt der Rabbiner in einem E-Mail an Blick.
Am Sonntag hatten Sajid A.* (†50) und Naveed A.* (24) am Bondi Beach ein Blutbad angerichtet. Vater und Sohn schossen auf eine jüdische Gemeinde, die das Lichterfest Chanukka feierte. Über tausend Menschen waren zu dem Zeitpunkt am Ort.
Basler Rabbiner verliert zwei Freunde
«Zuerst waren da Schmerz und Angst», erzählt Wishedski. «Doch sehr schnell musste ich an die Worte unseres Mentors, des Lubawitscher Rebbe, denken – Dunkelheit nicht zu fürchten, sondern sie mit noch mehr Licht zu vertreiben.»
Auch der Basler war am Sonntag mit Vorbereitungen für das jüdische Fest beschäftigt, als er von den Schüssen hörte. Er befürchtete, dass die Tat Nachahmer nach sich ziehen könnte und rannte zur Tür. «Wir haben uns an die Polizei gewandt und um eine Verstärkung der Sicherheitsmassnahmen gebeten», berichtet er. «Ich bin überzeugt, dass dem auch entsprochen wird.»
Bei dem furchtbaren Anschlag wurden zwei Freunde von Zalman Wishedski, Eli S.* und Jakov L.*, getötet. «Heute Morgen sprach ich mit dem Schwiegervater eines der Ermordeten. Unter Tränen sagte er, dass Eli sich sicher wünschen würde, dass jeder Jude und jede Jüdin ihre jüdische Identität nicht verstecken muss, sondern sie mit Stolz leben kann.»
Zwei Häuser wurden durchsucht
Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. «Wir wollen der Sache auf den Grund gehen. Wir wollen die Motive verstehen. Und wir wollen natürlich auch die Geschehnisse verstehen», sagte der Polizeichef von New South Wales, Mal Lanyon, auf einer Pressekonferenz.
Die Polizei durchsuchte eigenen Angaben zufolge zwei Häuser in Sydney, in denen die beiden Attentäter gewohnt haben sollen. Der Vater besass nach Angaben der Polizei sechs registrierte Schusswaffen, die er offenbar alle bei dem Anschlag benutzte. Premierminister Anthony Albanese (62) schlug am Montag eine Verschärfung der Waffengesetze vor.
«Das Wichtigste ist nun, dass möglichst viele Menschen morgen Abend um 18.30 Uhr auf den Basler Marktplatz kommen – damit das Licht nicht erlischt, sondern siegt», so Wishedski abschliessend.
* Namen bekannt