Video zeigt Streit mit Tieraktivistin
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Treibjagd in Basel:Video zeigt Streit mit Tieraktivistin

Tierschützerin filmt Eskalation mit Jäger im Baselbiet
«Hör auf, sonst fliegt das Telefon ins Gebüsch!»

Bei einer Treibjagd kommt es zur Konfrontation zwischen einer Tierschutz-Aktivistin und einem Jäger. Die Frau filmt den Mann gegen seinen Willen. Der wehrt sich. Es kommt zu Anzeigen und juristischen Auseinandersetzungen.
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Tierschutz-Aktivistin Sabine Herberich wollte am 17. Dezember im Kanton Baselland eine Treibjagd filmen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Jäger Fridolin Z. trifft bei Treibjagd auf Tieraktivistin Sabine Herberich im Wald
  • Gerichtliche Anordnung zwingt Anti-Jagd-Gruppierung zur Löschung des Konfrontationsvideos
  • Rund 40 Jäger nehmen an der Bewegungsjagd zwischen Füllinsdorf und Arisdorf teil
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Pascal ScheiberReporter Gesellschaft

Jäger Fridolin Z.* wollte Wildtiere durch den Wald treiben; direkt vor die Flinten seiner Kollegen. Stattdessen trifft er auf eine Tieraktivistin – und treibt die Frau in die Flucht. Sie filmte die Wald-Konfrontation – «zum Selbstschutz». Die Folge: Polizeieinsatz, Strafanzeige und eine Eskalation zwischen Jäger und Tierschutzaktivisten.

Am 17. Dezember blies die lokale Baselbieter Jagdgesellschaft zur Bewegungsjagd – auch Treibjagd genannt. Rund 40 Jäger stehen im Wald zwischen Füllinsdorf BL und Arisdorf BL bereit. Sie wollen die zum Abschuss freigegebenen Wildtiere ins Visier nehmen.

Die Jäger formieren sich in Gruppen. Mehrere Treiber stapfen den Wald systematisch ab. Das Wild soll mit Lärm und Hunden aus ihrer Reserve gelockt und zur Flucht in die Richtung der bewaffneten Jäger getrieben werden. Eine gängige Vorgehensweise in den Schweizer Wäldern zu dieser Jahreszeit.

Jäger im Visier der Tierschutz-Aktivisten

Was zu Beginn niemand ahnt: Mitten im abgesperrten Waldbereich stehen nicht nur Jäger und Wild. Tierschutz-Aktivisten von «Hunt Watch» aus Basel bekamen vom Vorgehen der Jägerschaft Wind. Sie formierten sich zu zweit. Sabine Herberich (43) und ein Begleiter wollen gegen die Jagd protestieren.

Für die Tierschutz-Aktivisten gehört die Treibjagd abgeschafft. Dass Wildtiere in kalten Monaten in die Flucht getrieben werden, kritisieren sie. Dass Jägerinnen und Jäger meist die Tiere in Bewegung schiessen und das Risiko von Fehlschüssen somit höher sei, sei nicht vertretbar, so der Vorwurf.

Sabine Herberich und ihr Begleiter durchstreifen das Jagdrevier. «Konfrontationen oder Kollisionen mit Jägern sind nicht das Ziel unserer Tätigkeit», sagt Herberich im Nachhinein. Sie wollte das Vorgehen der Jäger aus der Distanz begleiten und mit der Handykamera dokumentieren.

Das macht die 43-jährige Baslerin nicht zum ersten Mal. Seit Jahren spüren sie und ihre Aktivisten-Kollegen die Jägerschaft auf und filmen oder fotografieren sie ungefragt. Anonymisiert landen die Inhalte anschliessend auf Social Media.

Eskalation im Wald

Monate zuvor hatte die Jagdgesellschaft die laufende Treibjagd angekündigt. Die Bevölkerung wird um Vorsicht gebeten. Den Weisungen der Jäger sei Folge zu leisten, heisst es in der Gemeindemitteilung.

Dann kommt es zur Konfrontation: Aktivistin Sabine Herberich trifft auf Jagd-Treiber Fridolin Z.: Der Jäger zeigt sich ab der Anwesenheit der Aktivistin sichtlich genervt auf dem Waldweg. «Hör mit dem Telefon auf, sonst fliegt es ins Gebüsch», ruft der Jäger, der ein Messer im Holster trägt, und schreitet in Richtung der filmenden Frau. Diese warnt: «Kommen Sie mir nicht näher, sonst rufe ich die Polizei».

Es folgt ein Wortgefecht zwischen den beiden. Er versucht, ihr Handy zu greifen. Sie sagt: «Gehen Sie mir aus dem Weg!»

Brisant ist: Jäger Fridolin Z. fungiert als Jagdaufseher zweier anderer Jagdreviere. Er ist einer von 350 Aufsehern und steht in der Pflicht, Aufsichts-, Vollzugs- und Kontrollaufgaben zu übernehmen und gilt als «Aushängeschild der Jagdgesellschaft gegenüber der Bevölkerung».

«Aussagen nachweislich unwahr»

Nach rund einer Minute nähert sich der Jäger wieder. Im Video ist zu sehen, wie sich sein Arm in die Richtung der Aktivistin bewegt. Das filmende Handy fliegt auf den Waldboden. Die Aktivistin schreit. Die Begleiterin des Jägers ruft: «Hör uf!»

Herberich sagt: «Er packte mich grob und warf mich gewaltsam zu Boden.» Sie rief die Polizei und erstattete später Anzeige. Noch am selben Tag publizierte die Aktivistin eine anonymisierte Version des Videos auf dem Social-Media-Kanal ihrer Gruppierung. Zwei Tage später ist es wieder verschwunden.

Jäger Fridolin Z. wollte sich selbst gegenüber Blick nicht äussern. Sein Anwalt betont jedoch: «Die von Hunt Watch und der betreffenden Person erhobenen Vorwürfe zulasten meines Mandanten sind nachweislich unwahr.» Die Vorwürfe und die im Internet publizierten Aufnahmen seien «vollkommen dekontextualisiert» und in grober Weise persönlichkeitsverletzend.

«Aufgrund einer entsprechenden gerichtlichen Verfügung mussten die betreffenden Inhalte gelöscht werden», erklärt der Anwalt. Und selbst bei der inzwischen erfolgten Löschung dieser Inhalte habe Hunt Watch unterschlagen, dass die Löschung aufgrund einer gerichtlichen Verfügung vollzogen werden musste.

* Name geändert 

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