Darum gehts
- Erdnuss-Allergie in der Schweiz weit verbreitet, in den USA rückläufig
 - Frühe Erdnuss-Einführung bei Babys kann Allergierisiko senken
 - Etwa 1 Prozent der Schweizer Bevölkerung leidet an Erdnuss-Allergie
 
In der Schweiz gehört die Erdnuss-Allergie immer noch zu den am weitesten verbreiteten Unverträglichkeiten bei Lebensmitteln. Das Allergiezentrum Schweiz listet die beliebten Snacks zusammen mit Eiern, Milch und Gluten als häufigste Auslöser allergischer Reaktionen.
Umso interessanter ist es, dass in den USA immer weniger Kinder eine Erdnuss-Allergie entwickeln. Laut «CNN» ist der Anteil bei Kindern unter drei Jahren seit 2017 um über 40 Prozent gesunken.
Grund dafür: eine Studie, die vor zehn Jahren die Ursprünge der Erdnuss-Allergie komplett auf den Kopf stellte.
Erdnussallergiker waren verbreitet
Alles begann bei einer Ärztekonferenz in Israel vor 25 Jahren. Als Eisbrecher vor seiner eigentlichen Rede fragte der britische Allergiespezialist Gideon Lack seine Berufskollegen, wer alles Patienten mit einer Erdnuss-Allergie behandle.
«Normalerweise heben fast alle Ärzte bei der Frage ihre Hand», sagt Lack zu «CNN». In Israel hätten sich aber nur drei der rund 200 anwesenden Mediziner gemeldet. «Das macht keinen Sinn», denkt sich Lack und beschliesst, der Sache auf den Grund zu gehen.
Studie verändert alles
Zum Durchbruch führte Lack und seine Kollegen ein Erdnuss-Snack namens «Bamba». Dieser ist in Israel äusserst beliebt, vor allem bei Babys und kleinen Kindern. Bei ihren Nachforschungen finden die Forscher heraus, dass israelische Babys etwa 2 Gramm Erdnüsse pro Woche essen.
Die bisherigen medizinischen Erkenntnisse gingen davon aus, dass man das Risiko einer Allergie bei einem Baby erhöht, wenn man ihm Erdnüsse zum Essen gibt. Lacks Forschungsergebnisse stellen all das auf den Kopf. Als seine Studie 2015 publiziert wird, passen die Gesundheitsbehörden in den USA ihre Richtlinien an. Der Konsum von Erdnüssen im ersten Lebensjahr wird ab dann empfohlen.
Neue Empfehlungen auch in der Schweiz
Auch das Schweizer Allergiezentrum empfiehlt mittlerweile, Kleinkindern schon früh Erdnüsse zu Essen zu geben, etwa als Erdnussmus im Babybrei. Zahlen dazu, ob die Verbreitung der Allergie auch hierzulande rückläufig ist, gibt es allerdings keine.
In der Schweiz leidet laut dem Universitätsspital Zürich etwa ein Prozent der Bevölkerung an einer Erdnuss-Allergie. Besonders gefährlich bei den kleinen Hülsenfrüchten sind ihre sogenannten Speicherproteine. Diese bleiben trotz Erhitzen oder Magensäure erhalten und können bei Allergikern schon in minimalen Dosen zu einer tödlichen Reaktion führen, schreibt das Allergiezentrum.
Unterschiedlichste Allergie-Reaktionen
Neben den Erdnüssen gehören in der Schweiz Eier, Milch und Gluten zu den verbreitetsten Unverträglichkeiten. Zwischen zwei und acht Prozent der Bevölkerung würden laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit einer solchen Allergie leiden.
Die Reaktionen auf unverträgliche Lebensmittel können sehr unterschiedlich ausfallen. Das Allergiezentrum listet alles von Juckreiz über Schwellungen, Durchfall oder Atemnot bis hin zu Blutdruckabfall oder Herzrasen als mögliche Symptome. Im schlimmsten Fall könne eine allergische Reaktion einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen.
Das Allergiezentrum empfiehlt Allergikern, ihr Notfallset immer griffbereit zu halten. Bei jedem Einkauf sollte ausserdem die Zutatenliste der Lebensmittel im Warenkorb kontrolliert werden und vor Reisen ins Ausland sollte man sich über die Kennzeichnung von Allergenen in Lebensmitteln informieren.