Zollstreit mit den USA
Diese Tipps erhält der Bundesrat für die Verhandlungen mit Trump

Wirtschafts- und Verhandlungsexperten sowie ehemalige Diplomaten haben sich seit dem sogenannten «Liberation Day» am 2. April zur Verhandlungsstrategie des Bundesrats geäussert. Diese Tipps gaben sie der Landesregierung bisher mit auf den Weg.
Publiziert: 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 16:29 Uhr
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Der Bundesrat wurde von Trumps Zollhammer überrumpelt.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Experten geben Ratschläge zur Verhandlung mit den USA über Zölle
  • Vorschläge reichen von Investitionen bis zu unkonventionellen diplomatischen Ansätzen
  • Thomas Borer empfiehlt Investitionen von über 100 Milliarden in Aussicht zu stellen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Schweiz will mit US-Präsident Donald Trump (79) weiter verhandeln. Das kündigt der Bundesrat am Montag nach einer Krisensitzung an. Er werde die Gespräche fortsetzen, um eine Einigung zu erzielen, schreibt der Bundesrat in einer Mitteilung. «Um die Zoll-Situation zu verbessern und gleichzeitig die Anliegen der USA zu berücksichtigen, setzt die Schweiz alles daran, den USA in dieser neuen Verhandlungsphase ein noch attraktiveres Angebot zu unterbreiten», so die Landesregierung.

Doch welches Angebot soll den 39-Prozent-Schock abfedern? Da will sich der Bundesrat noch nicht in die Karten blicken lassen. Zahlreiche Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Diplomatie haben sich in den vergangenen Wochen jedoch bereits mit ihren Ratschlägen geäussert.

Thomas Borer (68), Ex-Diplomat

Foto: Thomas Meier

Für einen Deal brauche es ein ganzes Paket mit Vorschlägen, die das Interesse der Amerikaner wecken, sagte Borer Mitte April gegenüber Blick. So sollten Investitionen von über 100 Milliarden in Aussicht gestellt werden oder die Schweiz könne ein Freihandelsabkommen vorschlagen. Laut Borer müsse insbesondere der Export aus der Pharma- und der Maschinenindustrie gewährleistet werden.

Am Montag nach Trumps Zollentscheid plädierte Borer in einem Interview mit CH Media, dass die Schweiz nun auf ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) oder Vizepräsident Guy Parmelin (65) drängen soll. «Man muss auch unkonventionell vorgehen», erklärte der Ex-Diplomat weiter. Er meinte damit, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino (55) in die Gespräche involviert werden könne. Der Schweizer Fussballfunktionär verstehe sich mit Trump gut und könnte beispielsweise zwischen Trump und Staatssekretärin Helene Budliger Artieda (60) vermitteln.

In einem Interview mit der «NZZ» sagte Borer, die Schweiz solle sich an die von der EU gemachten Zugeständnisse orientieren und bei der Landwirtschaft Hürden abbauen. Die Wirtschaftsleistung der Landwirtschaft in der Schweiz sei vernachlässigbar und die Bauern könnten mit Subventionen zufriedengestellt werden. Weiter müsse der «Trumpf mit der Pharmaindustrie» gespielt werden, solange er etwas wert sei.

Martin Hirzel (55), Swissmem-Präsident

Foto: keystone-sda.ch

Der Bundesrat müsse weiterverhandeln, sagte Martin Hirzel, Präsident des Verbands der Schweizer Techindustrie, am Samstag gegenüber Blick. Zudem sollen Märkte abgesichert und neue erschlossen werden. Drittens verlangt Hirzel, dass Regulierungen abgebaut und die Belastungen für Unternehmen reduziert werden.

Matthias Schranner (61), Verhandlungsberater

Foto: Schranner Negotiation Institute

Sobald die Schweiz einen Zollbrief von US-Präsident Donald Trump erhalte, solle sie ruhig bleiben, sagte Matthias Schranner in einem Interview mit der «NZZ» Mitte Juli. Die Schweiz habe starke Argumente auf ihrer Seite, denn sie verfüge über «unheimlich viele Unternehmen auf Weltniveau» und eine global relevante Pharmabranche. In Verhandlungen sei es normal, seine Macht zu demonstrieren. Bei einer nächsten Verhandlungsrunde sollte die Schweiz laut Schranner stärker auftreten und ihre Machtmittel ausspielen.

Magdalena Martullo-Blocher (55), SVP-Nationalrätin & EMS-Chemie-Chefin

Foto: Thomas Meier

«Ich würde Klartext mit ihm reden», sagte Magdalena Martullo-Blocher in einem Interview mit der «Südostschweiz» Mitte Juli. Sie würde mit Direktheit, aber auch mit etwas Humor in ein Gespräch mit US-Präsident Donald Trump einsteigen. Natürlich würde sie ihn dabei nicht beleidigen.

Rahul Sahgal (49), Direktor Handelskammer Schweiz-USA

Foto: Philippe Rossier

Die Schweiz könne beispielsweise beim Import von Orangen, Sojabohnen oder Mandeln Konzessionen machen, sagte Rahul Sahgal Anfang April gegenüber Blick. Diese Massnahme würde aber nicht für eine ausgeglichene Handelsbilanz sorgen. Für Trump seien die Investitionen aus der Schweiz vor Ort interessant, also die Schaffung von Arbeitsplätzen in den USA. Dieser Prozess sei aber sehr langwierig.

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