Böser Verdacht
Trump lässt Schweiz wegen Pharmabranche bluten

Trump nimmt die Pharmachefs in einem Brief in die Mangel. Auch die Schweizer Riesen Roche und Novartis sind betroffen. Für die Schweiz lässt der Briefinhalt wenig Gutes ahnen. Unser Land könnte vergebens auf einen Last-Minute-Deal hoffen, wie ihn die EU gekriegt hat.
Publiziert: 00:10 Uhr
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US-Präsident Donald Trump gibt sich gegenüber der Schweiz unerbittlich.
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Darum gehts

  • Warum die Pharmabranche für die Schweiz eine Hypothek für einen Deal mit den USA ist
  • Schweizer Pharmaexporte machen fast 60 Prozent aller Warenexporte in die USA aus
  • Trump stellt Pharmachefs in einem Brief ein Ultimatum
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Donald Trump (79) hat die Schweiz gleich doppelt auf dem Kieker: Sein Land fährt im Warenhandel mit der Schweiz ein Minus von fast 40 Milliarden Franken ein. Viel zu viel findet der US-Präsident. Er hat der Schweiz am Freitag ohne Deal und mit einem Zollsatz von 39 Prozent eine bittere Pille verabreicht.

Was Trump aber so richtig ärgert: Die US-Bürgerinnen und -Bürger zahlen weltweit die höchsten Medikamentenpreise. Dafür verantwortlich sind Pharmaunternehmen aus der ganzen Welt – wie die Schweizer Erfolgskonzerne Roche und Novartis. Der Zollhammer und die Pharmapreise könnten mehr miteinander zu tun haben, als für die Schweiz gut ist.

Auch Roche und Novartis betroffen

Am Donnerstagabend zog Trump bei der Pharmabranche die Daumenschrauben an. 17 CEOs erhielten einen Brief mit der unmissverständlichen Aufforderung, die Medikamentenpreise in den USA auf das Niveau des günstigsten, vergleichbaren Industrielandes zu senken. Er gibt den Firmenchefs eine Frist von 60 Tagen. Neben mehreren US-Firmen erhielten fünf EU-Konzerne, zwei in Grossbritannien sowie Novartis und Roche-Tochter Genentech die dicke Post. 

Obwohl auch Pharmafirmen aus Grossbritannien und der EU dabei sind, hat sich Trump mit beiden auf einen Deal eingelassen. Für die Schweiz wäre das eigentlich Grund für Optimismus, gäbe es da diesen einen Unterschied nicht: Die USA sind für die Schweizer Pharmaindustrie eine Goldgrube. Sie verantwortet wertmässig beinahe 60 Prozent aller Schweizer Warenexporte in die USA. «Dieser Anteil ist viel höher als im Ausland. Für die Schweiz ist das in den Verhandlungen ein Problem», sagt Johannes Fritz (43), Geschäftsführer der Organisation Global Trade Alert, einem Spin-off der Universität St. Gallen. 

Trump will mit Handelspolitik Medikamentenpreise senken

Mit dieser Einschätzung steht Fritz nicht allein da. Die Stimmen mehren sich, dass Trump die Schweiz wegen der Pharmaindustrie in Geiselhaft nimmt. Trumps Briefe an die Pharmachefs nähren diese Befürchtung. Er kritisiert darin, dass die US-Bürger über die hohen Preise die Forschung der Pharmakonzerne finanzieren.

In der EU und der Schweiz regulieren die Behörden die Medikamentenpreise deutlich stärker als in den USA. Die Konzerne müssten in den Preisverhandlungen mit diesen «Trittbrettfahrer-Nationen» mehr Härte zeigen, schreibt Trump. Die USA würden die Pharmaunternehmen mit ihrer Handelspolitik dabei unterstützen. In Trumps Lesart heisst das: Die Schweiz zockt die US-Bürger mit hohen Medikamentenpreisen ab.

Das lässt befürchten, dass die Schweiz keinen Deal wie die EU bekommt. Diese konnte den 15-Prozent-Zolldeal mit gewaltigen Geldversprechen eintüten. Auch die Schweiz wollte Trump einen Deal mit Investitionen von rund 100 Milliarden US-Dollar in den USA schmackhaft machen. Der Ausgang ist bekannt. 

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