Darum gehts
- Lausanne: Regenbogenbänke vandalisiert. Stadt erstattet Anzeige gegen Täter
- Vandale zitiert Altes Testament und postet Video auf TikTok
- Mögliche Freiheitsstrafe bis zu viereinhalb Jahren für Sachbeschädigung und Diskriminierung
Sie fallen auf: Die Stadt Lausanne hat im September elf Bänke in Regenbogen- und Transfarben aufgestellt. Doch manche stören sich offenbar massiv an den Sitzgelegenheiten, die an die queere Gemeinschaft erinnern: Mehr als die Hälfte der Bänke ist schon übermalt oder verschmiert worden.
Einer der Vandalen nennt sich in den sozialen Netzwerken Izzi. Er hat auf TikTok ein Video seiner Aktion gepostet. «Du sollst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft. Das ist eine Abscheulichkeit», hört man ihn sagen, wobei er das Alte Testament zitiert.
Angesichts der Wiederholung dieser homophoben Handlungen hat die Stadtverwaltung von Lausanne Anzeige erstattet. Die Konsequenzen könnten für den jungen Mann schmerzhaft sein, sagt Camille Perrier Depeursinge, Professorin für Strafrecht an der Universität Lausanne.
Eine Anstiftung zum Hass
Der junge Mann hat nämlich eine Straftat begangen, konkret: Sachbeschädigung. Sollte sich zudem herausstellen, dass er auch Bänke mit homophoben Äusserungen beschriftet hat, würde er auch den Straftatbestand der Diskriminierung erfüllen. Diese beiden Straftaten zusammengenommen könnten ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu viereinhalb Jahren einbringen.
«In der Praxis ist es wahrscheinlicher, dass es bei einer Geldstrafe in Form von Tagessätzen bleibt, vor allem wenn der Täter noch nie eine solche Straftat begangen hat», schränkt die Expertin ein. «Was der Täter in seinem Video sagt (Sex zwischen Männern sei eine Abscheulichkeit), gilt als Anstiftung zu Hass und Diskriminierung. Es ist also strafrechtlich relevant und wird von Amts wegen verfolgt», so Perrier Depeursinge weiter.
Vandale erhält Schützenhilfe von SVP
Der Vandale erhält jedoch Unterstützung von SVP-Seite. Der Walliser Nationalrat Jean-Luc Addor (61) fragt auf dem Kurznachrichtendienst X, ob nicht vielleicht die Lausanner Behörden die wahren Vandalen seien. Sie hätten sich angemasst, die öffentlichen Bänke in den Dienst ihrer «ideologischen Propaganda» einzuspannen.
Die Stadt Lausanne lässt sich davon nicht beeindrucken. Sie will die verschandelten Bänke ersetzen.