Darum gehts
Den zweiten Abend infolge muss der Flughafen München den Betrieb einstellen
Mehr als 80 Flüge wurden umgeleitet oder annulliert
Russland steht im Verdacht, hinter den Überflügen zu stecken. Doch auch Trittbrettfahrer sind als Täter denkbar
Mysteriöse Drohnenvorfälle behindern nun auch den deutschen Luftverkehr. Den zweiten Abend infolge stellte der Flughafen München am Freitag wegen Drohnenalarms seinen Betrieb ein. Tausende Reisende sind betroffen und müssen die Nacht am Airport verbringen.
Die Bundespolizei sprach von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und der Südbahn. Bundespolizisten hätten sie am Freitag kurz vor 23.00 Uhr gesehen. «Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten», teilte ein Sprecher mit. Unklar ist, ob der Flughafen am Morgen wieder öffnen kann.
Mehr als 80 Flüge betroffen
Dem Flughafenbetreiber zufolge wurden am Abend 23 ankommende Maschinen umgeleitet, 12 weitere annulliert. Auch ein Flug der Airline Helvetic von Zürich nach München musste umkehren, wie die Daten der Website Flightradar24 zeigten.
46 geplante Starts hätten nicht stattfinden können, sagte ein Flughafensprecher. Davon seien 6500 Passagiere betroffen. Sie sollen nun vor Ort versorgt werden. «Es wurden Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Getränke und Snacks ausgereicht», heisst es auf der Internetseite.
Deutsche Politik will Flughäfen besser schützen
Drohnen unbekannter Herkunft hatten bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrössten deutschen Flughafen in München empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3000 Passagiere waren damals davon betroffen. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen.
Nach den Vorfällen am Donnerstagabend diskutiert die Politik, wie Flughäfen besser geschützt werden können. Der deutsche Innenminister Alexander Dobrindt (55) will die Bundeswehr im Zuge von Amtshilfe am Kampf gegen Drohnen beteiligen.
Russland oder Trittbrettfahrer?
Unklar ist, wer hinter den Drohnenflügen steckt und welche Motive vorliegen. Herbert Reul (73), der Innenminister des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, schloss am Freitag auch Trittbrettfahrer nicht aus. «Ich bin sicher: Nicht jede Drohne steuert der Kreml. Aber jede einzelne spielt Putin in die Karten», sagte Reul. «Wer leichtfertig eine Drohne steigen lässt, sollte sich darüber im Klaren sein.»
In den letzten Wochen sorgten mysteriöse Drohnenüberflüge vor allem in Skandinavien für Flugausfälle und Verzögerungen in der Luftfahrt. Am Mittwoch enterten französische Soldaten einen Öltanker der russischen Schattenflotte und verhafteten zwei Personen. Das Schiff steht mutmasslich im Zusammenhang mit ungeklärten Drohnenüberflügen über Dänemark.