Darum gehts
Er ist die grosse Überraschung im Kabinett des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz (69): Der frühere Top-Manager Karsten Wildberger (57) leitet das neu geschaffene Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung.
Seine Mission: Die deutsche Verwaltung soll endlich im digitalen Zeitalter ankommen. Wildberger müsse, wie es «Bild» formuliert, die «Online-Service-Steinzeit» beenden. Ein zentraler Hebel dafür ist die Automatisierung von Verwaltungsprozessen – unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI).
Doch was tut sich in der Schweiz? Klar ist: Auch hier zieht KI in die Bundesverwaltung ein – teils an überraschenden Orten. Wir liefern dir fünf Beispiele.
Pollen zählen leicht gemacht
Seit 2017 setzt Meteo Schweiz, das Bundesamt für Meteorologie, künstliche Intelligenz bei der automatischen Pollenmessung ein. Dabei wird Umgebungsluft angesaugt, die enthaltenen Partikel – darunter auch Pollenkörner – werden erfasst und analysiert.
Ein KI-System wertet die Resultate aus, identifiziert die verschiedenen Pollenarten und misst deren Konzentration in der Luft. Die Technologie ermöglicht es, grosse Mengen an Partikeln innert kürzester Zeit zu zählen – und Veränderungen der Pollenkonzentration sichtbar zu machen.
Kampf gegen Kartell-Abzocker
Mithilfe von KI sollen Abzocker-Firmen schneller entlarvt und illegale Absprachen aufgedeckt werden. Konkret: Die KI kommt bei der Betrugserkennung und Plausibilitätsprüfung durch die Wettbewerbskommission und andere Behörden zum Einsatz.
Verwendet werden sogenannte «Screens» und Bildanalysen. Die KI erkennt dabei etwa Warnsignale für unerlaubte Absprachen bei Ausschreibungen zwischen Unternehmen, die gegen das Kartellgesetz verstossen. Mithilfe überwachter Lernverfahren und statistischer Daten soll sie zudem verdächtige Firmen und Angebote gezielt herausfiltern.
Den Boden besser sehen
Seit 2018 nutzt das Bundesamt für Statistik ein künstliches neuronales Netz vom Typ Deep Learning, um Luftbilder im Rahmen der Arealstatistik vorzuklassifizieren – im sogenannten Adele-System.
Du verstehst nur Bahnhof? Es ist kompliziert. Die vom Amt erstellte Statistik teilt die Fläche der Schweiz auf nationaler Ebene in 72 Klassen der Bodennutzung und Bodenbedeckung ein.
In einem weiteren Schritt wird ein Random-Forest-Modell (ein Machine-Learning-Algorithmus) eingesetzt, das Sekundärdaten zusammenführt und so die Genauigkeit der Vorhersagen deutlich verbessert. Auf diese Weise lassen sich Veränderungen in der Bodennutzung schneller und präziser erfassen.
Plaudertaschen aus Bern
Dann gibt es «Esi», den Chatbot der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht. Er beantwortet Fragen von bundesexternen Fachpersonen zu Stiftungen – bislang nur auf Deutsch.
Noch in der sogenannten Initialisierungsphase befindet sich ein «Public Chatbot» beim Staatssekretariat für Wirtschaft. Er soll Bürgeranfragen beantworten, die in den vergangenen Jahren stetig zugenommen haben. Ziel ist es, personelle Ressourcen zu entlasten.
Ebenfalls in der Einführungsphase ist ein Chatbot mit dem Projektnamen «KI-Chatbot ParlData». Er soll es ermöglichen, statistische Daten des Parlaments in allen drei Amtssprachen abzufragen – basierend auf der Parlamentsdatenbank.
Übersetzen leicht gemacht
In der gesamten Verwaltung, insbesondere bei den Sprachdiensten, werden laut Bundeskanzlei zunehmend maschinelle Übersetzungswerkzeuge eingesetzt. Diese seien jedoch nur unterstützend – die eigentliche Übersetzungsarbeit leisten weiterhin Menschen. Rohübersetzungen würden geprüft und nachbearbeitet, um die notwendige Qualität sicherzustellen.
Die Liste stützt sich auf die Projektdatenbank des Kompetenznetzwerks für künstliche Intelligenz (CNAI). Sie wurde von der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ausgewertet.