Darum gehts
- EDK-Bericht zeigt durchzogene Bilanz bei Grundkompetenzen in Schulen
- Grosse Unterschiede bei Orthografie und Fremdsprachen zwischen Kantonen und Sprachregionen
- Im 11. Schuljahr erreichen viele Schüler Grundkompetenzen im Lesen
Die Schülerinnen und Schüler in der Romandie haben ein Problem – ausgerechnet mit Französisch. Besonders bei der Rechtschreibung hapert es. So erreichen zum Beispiel im Kanton Neuenburg gerade mal 36 Prozent der Schülerinnen und Schüler die Grundanforderungen in ihrer Muttersprache. Im Kanton Jura sind es die Hälfte – der Bestwert der Westschweizer Kantone.
Das zeigt eine neue Erhebung. Die kantonalen Bildungsdirektoren wollten wissen, wie es um die Sprachkenntnisse der Schülerinnen und Schüler in der 11. Klasse steht – also von jenen, die kurz vor der Lehre oder dem Gymi stehen. 18'500 Schülerinnen und Schüler aus 25 Kantonen (nur Zug hat nicht mitgemacht) wurden getestet.
Während bei der Rechtschreibung in den Deutschschweizer Kantonen Werte von 81 bis 91 Prozent erreicht wurden, liegt das Niveau in der Westschweiz deutlich tiefer, wie etwa der Kanton Neuenburg zeigt. Ausgeglichener ist es beim Lesen. Im Durchschnitt erreichen 82 Prozent aller Schülerinnen und Schüler die Grundkompetenzen – auch in der Westschweiz.
«Wir haben ein Problem. Das liegt auf dem Tisch»
Woran liegt es? «Französisch ist eine schwierigere Sprache zum Schreiben», sagte der Walliser Christophe Darbellay (54), Präsident der kantonalen Bildungsdirektoren und selbst französischer Muttersprache.
Französisch habe viele Ausnahmen und verändere sich, sagte Darbellay an der Medienkonferenz. «C'est une horreur, cette langue. Mais elle est tellement belle.» – «Diese Sprache ist der Horror. Aber trotzdem so schön», so der Regierungsrat. Es dauere ein gutes Jahr länger, um auf das gleiche Niveau im Französisch zu kommen wie in Deutsch, Spanisch oder Italienisch.
Er wolle die Resultate nicht relativieren. «Wir haben ein Problem. Das liegt auf dem Tisch und wir werden daran arbeiten.» Mit welchen Massnahmen? Dazu wollten sich die Bildungsdirektoren noch nicht in die Karten schauen lassen – man habe den Bericht auch erst erhalten und werde jetzt die Folgen prüfen.
Es gebe aber auch sehr positive Resultate in der Untersuchung, betonte Darbellay. Die Harmonisierung zwischen den Kantonen sei «sehr gut vorangekommen». Vor zehn Jahren seien die Schulsysteme noch deutlich unterschiedlicher gewesen. «Wir haben nicht erwartet, dass unsere Schülerinnen und Schüler so gut abschneiden würden in der ersten Schulsprache. Dass sie so gut lesen und verstehen.»
Französisch-Problem auch in der Deutschschweiz
Auch für die Deutschschweizer Kantone wurde ebenfalls in Französisch getestet – allerdings als Fremdsprache. Darum auch nicht in der Rechtschreibung, sondern nur im Lese- und Hörverständnis. Doch nur etwas mehr als die Hälfte, nämlich 58 Prozent, erreichen die Grundanforderungen beim Hörverstehen, beim Leseverständnis waren es nur 51 Prozent.
Besser sind die Resultate im deutschsprachigen Teil von Freiburg oder dem Wallis, schlechter sind sie bei grösserer Distanz zum Welschland. Im Kanton Appenzell Innerrhoden erreichten die Schülerinnen und Schüler 42 Prozent beim Leseverstehen und 39 Prozent beim Hörverstehen. «Die Resultate sind nicht auf dem Niveau, das wir erwarten konnten», sagt Darbellay. Die jungen Leute hätten mehr Kontakt mit Englisch. Es sei aber wichtig, sich weiter anzustrengen. «Wir sind ein Land mit vier Sprachen.»