Darum gehts
- Russische Drohnen in Polen mischen Nato auf
- Europa muss sich ohne Trump verteidigen
- Neuer Armeechef der Schweiz braucht neue Strategie
Es war eine Woche, die Europa und der Schweiz ihre sicherheitspolitische Ohnmacht vor Augen geführt hat.
Russische Drohnen drangen in der Nacht auf Mittwoch in den polnischen Luftraum ein – die Nato war so überrascht, als hätte Putin ein Ufo geschickt. Keine abgestimmte Reaktion, kein gemeinsames Statement. Stattdessen ein Chor der Empörung.
Am deutlichsten war das Schweigen aus Washington. Viel mehr als, er sei darüber «nicht glücklich», kam nicht über Donald Trumps (79) Lippen. Dabei hatte er Polen eben noch gefeiert und militärische Hilfe versprochen.
Für den US-Präsidenten zählen keine Freundschaften, nur Deals. Diese Einsicht ist nicht neu – aber sie wird für Europa gerade schmerzhaft konkret.
Unangenehme Wahrheiten sind besser als Illusionen
Die USA kümmern sich nicht mehr um Europas Sicherheit. Eine Nato ohne Amerika ist aber ein Bündnis ohne Rückgrat. Putin weiss das – und testet die westliche Lähmung. Schritt für Schritt.
Was folgt daraus?
Europa muss sich selbst verteidigen können. Nicht irgendwann – jetzt. Spätestens seit dem Drohnen-Vorfall diese Woche liegt das offen auf dem Tisch.
Doch ausgerechnet hier zeigt sich Europas zweite Schwäche: Uneinigkeit. Die EU ist zerstritten in der Russland-Frage, die Nato ein Sammelbecken widersprüchlicher Interessen. Ankara und Budapest verfolgen andere Ziele als etwa die unmittelbar betroffenen Balten.
Was bleibt, ist ein Kernbündnis: Frankreich, Deutschland, Grossbritannien – flankiert von Polen, Finnland und dem Baltikum. Italien und Spanien: Mitläufer.
Düsterer Himmel über der Schweiz
Und die Schweiz? Gibt im Kleinen ein ähnliches Bild ab wie Europa im Grossen. Auch hier scheint keine Einigkeit zu herrschen, und auch hier haben längst nicht alle den Ernst der Lage erkannt.
Der am Freitag vorgestellte neue Armeechef Benedikt «Bänz» Roos (60) sprach von «düsteren Wolken am Himmel» angesichts der aktuellen Bedrohungslage.
Heute könnte die Schweiz nichts ausrichten gegen russische Drohnen, sagte VBS-Chef Martin Pfister gegenüber CH Media. Er versprach aber: Die F-35 könne die Lufthoheit sichern. Zumindest theoretisch – zu einem Preis, der nun viel höher liegt als bei der Abstimmung versprochen. Hoffen wir, dass dieser Jet wenigstens besser funktioniert als die israelischen Drohnen, die Ueli Maurer einst stolz präsentierte – und die als Flop endeten.
Doch die zentralen Fragen gehen tiefer:
- Wie rüstet sich die Schweiz gegen Drohnenkriege, die längst Realität sind?
- Wie positioniert sie sich in einer europäischen Sicherheitsarchitektur, die zwischen Neutralität und Selbstverteidigungs-Illusion zerrieben wird?
Vielleicht liegt eine mögliche Antwort näher, als wir glauben: eine enge Verteidigungsallianz mit dem ebenfalls neutralen Nachbarn Österreich.
Militärallianz mit Österreich?
Kooperationen wie die Manöver in Allentsteig (Ö) gibt es schon. Aber nicht systematisch. Dabei wäre das naheliegend: gemeinsam ausbilden, gemeinsam beschaffen, gemeinsam verteidigen. Effizienter. Günstiger. Stärker.
Sicher weniger abwegig als die Planspiele von Militärs, die am liebsten halbe Kantone in Gefechtsgelände verwandeln würden, wie Blick publik machte.
Statt verkorkste Rüstungsprojekte schönzureden und unrealistisch viel Geld für die Aufrüstung einzufordern, braucht es einen ehrlichen Plan für die Verteidigung. Mutig. Strategisch. Ohne Tabus.