Darum gehts
- Eigenmietwert-Abstimmung: Komitee wirbt fälschlicherweise mit Gegner-Bild
- Mitte-Nationalrat Roduit entdeckt sein Foto auf Ja-Kampagnen-Webseite
- Roduit ist Präsident des Walliser Hauseigentümerverbandes
Soll der Eigenmietwert weg? Darüber muss die Schweizer Stimmbevölkerung am 28. September entscheiden. Ein überparteiliches Komitee rund um den Hauseigentümerverband (HEV) kämpft lauthals für ein Ja.
Nur tut es das scheinbar nicht immer mit fairen Mitteln. Der Walliser Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (62) kann davon ein Lied singen. Er galt bereits im Parlament als eiserner Verfechter des Eigenmietwerts. Als er diese Woche die Webseite des Ja-Lagers besuchte, erlebte er jedoch sein blaues Wunder: Sein Bild warb dort für die Vorlage zur Abschaffung. «Ich war entsetzt», sagt Roduit zu Blick.
Grund bleibt schleierhaft
Wie konnte es dazu kommen? Selbst Roduit ist ratlos. Entdeckt hatte der Parlamentarier die falsche Werbung durch eine Anfrage eines RTS-Journalisten: Dieser fragte Roduit für die welsche Debatten-Sendung Infrarouge an – als Vertreter der Mitte-Rechts-Allianz, die für die Abschaffung des Eigenmietwerts kämpft.
«Ich schrieb sofort eine Mail an das Ja-Komitee, um mich zu beschweren», sagt Roduit. Dessen Antwort: Es sei ein Fehler unterlaufen. Auf der französischen und italienischen Version der Webseite würde «irrtümlicherweise» Roduits Name und Foto aufgeführt. Man entschuldige sich für die Unannehmlichkeiten.
«Sie haben mich dann immerhin sofort entfernt», so Roduit. Wie lange seine vermeintliche Unterstützung kundgegeben wurde, weiss er jedoch bis heute nicht.
Roduit gehört Gewerbe-Allianz gegen Abschaffung an
Der Mitte-Parlamentarier ist zwar Präsident des Hauseigentümerverbandes des französischsprachigen Wallis. Anders als etwa der Deutschschweizer HEV sind die Verbände in der Romandie zerrissen: Eine Abschaffung des Eigenmietwerts sehe man zwar als erstrebenswert an – die durch die Steuerreform wegfallenden Abzüge, beispielsweise bei Energiesanierungen, seien jedoch problematisch.
Zudem treffen die Steuerausfälle der Vorlage besonders die Bergkantone – wie etwa das Wallis. Roduits Verband habe folglich einstimmig ein Nein zur Vorlage beschlossen, teilt der Mitte-Nationalrat mit.
Roduit ist daher auch Mitglied der Gewerbe-Allianz «Nein zum Sanierungs-Stopp!», der neben weiteren bürgerlichen Politikern auch zahlreiche Bauverbände angehören. Sie seien genauso über den Fauxpas der Gegenseite verärgert gewesen, so Roduit.
Bei Infrarouge musste er folglich absagen. «Der Journalist von RTS bedauerte den Fehler genauso. Wenn er es früher gewusst hätte, hätte er mich gerne als Vertreter des Nein-Lagers eingeladen.»