Darum gehts
- Mehrheit der Schweizer Parlamentarier besitzt Wohneigentum, im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung
- FDP und Mitte haben höchsten Eigentümeranteil, GLP den höchsten Mieteranteil
- 70 Prozent der Parlamentarier leben in eigenen vier Wänden
Die Schweiz ist ein Land von Mieterinnen und Mietern: Nur 36 Prozent der Bevölkerung besitzen Wohneigentum.
Ganz anders präsentiert sich das Bild im Bundeshaus. Gemäss einer Blick-Recherche vom vergangenen Jahr leben rund 70 Prozent der Parlamentarierinnen und Parlamentarier in den eigenen vier Wänden. Also fast doppelt so viele wie im Landesdurchschnitt.
Und Eigentum beeinflusst politische Haltungen: Laut der ersten repräsentativen Meinungsumfrage der SRG unter Schweizerinnen und Schweizern wollen 68 Prozent der Wohneigentümer den Eigenmietwert an der Urne abschaffen, aber nur 40 Prozent der Mieter.
FDP: Fast alle im Eigentum
Am höchsten ist der Eigentümeranteil im Parlament bei der FDP mit 82 und bei der Mitte mit 84 Prozent. Inzwischen dürfte sich die Zahl bei der FDP nach oben korrigiert haben. Neo-Papa und FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (31) ist beispielsweise auch ins Eigenheim umgezogen. Welche Parlamentarier wohnen also noch zur Miete?
Es ist ein hochemotionales Thema: die Abschaffung des Eigenmietwerts. Eine Steuer auf ein fiktives Mieteinkommen für Wohneigentümer. Nach einem jahrelangen Feilschen im Parlament fand sich eine bürgerliche Mehrheit für den Systemwechsel. Am 28. September entscheidet das Stimmvolk darüber. Es handelt sich dabei um ein fiktives Einkommen, das Hauseigentümer zusätzlich zum tatsächlichen Einkommen versteuern müssen. Berechnet wird es unter anderem aufgrund von Grösse, Lage und Baujahr der Immobilie. Hier beantwortet Blick die wichtigsten Fragen zur Abstimmung.
Es ist ein hochemotionales Thema: die Abschaffung des Eigenmietwerts. Eine Steuer auf ein fiktives Mieteinkommen für Wohneigentümer. Nach einem jahrelangen Feilschen im Parlament fand sich eine bürgerliche Mehrheit für den Systemwechsel. Am 28. September entscheidet das Stimmvolk darüber. Es handelt sich dabei um ein fiktives Einkommen, das Hauseigentümer zusätzlich zum tatsächlichen Einkommen versteuern müssen. Berechnet wird es unter anderem aufgrund von Grösse, Lage und Baujahr der Immobilie. Hier beantwortet Blick die wichtigsten Fragen zur Abstimmung.
«Ich bin wohl einer der wenigen in der Fraktion, der zur Miete wohnt», sagt der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (44) zu Blick.
Er lege nicht sonderlich viel Wert darauf, ein Eigenheim zu besitzen, so Wasserfallen. Er selbst ist in einer Mietwohnung aufgewachsen. «Der Eigenheimmarkt in der Stadt Bern ist exorbitant teuer, da lebe ich deutlich lieber zur Miete», so der FDP-Mann.
In der Debatte um die Abschaffung des Eigenmietwerts zeigt sich Wasserfallen – anders als seine Partei – «ambivalent». «Für die junge Generation hat die Vorlage eher Nachteile, da nach der Abschaffung des Eigenmietwerts die Steuerabzüge wegfallen würden», erklärt er.
«Die Vorlage ist volkswirtschaftlich wichtig»
Bei der Mitte kennt man auf Anfrage keine Mieterinnen oder Mieter in den eigenen Reihen «Wir verfügen leider nicht über die Informationen, wie unsere Parlamentarier und Parlamentarierinnen wohnen», erklärt das Generalsekretariat. Auch angefragte Mitte-Vertreter zeigten sich ratlos.
Selbst von den SVP-Vertretern lebt gemäss Umfrage nur einer von vier Vertretern in einer Mietwohnung. Einer von ihnen ist der Zürcher SVP-Politiker Mauro Tuena (53). Obwohl er selbst zur Miete wohnt, setzt er sich für die Reform ein, über die am 28. September abgestimmt wird. «In Zürich ist eine eigene Liegenschaft ein kostspieliges Unterfangen», sagt er gegenüber Blick. Umso wichtiger sei für ihn die Abschaffung des Eigenmietwerts.
Von linker Seite heisst es, dass die Abschaffung des Eigenmietwerts einzig den Hausbesitzern nütze. Tuena widerspricht da vehement. Die Vorlage sei gerade für Mieterinnen, Mieter sowie junge Menschen wichtig, weil sie den späteren allfälligen Erwerb von Wohneigentum erleichtere: «Die Vorlage ist volkswirtschaftlich wichtig, weil so nicht mehr die Verschuldung gefördert wird, sondern das Sparen und der Erwerb von Eigentum.»
Zur Miete wohnen, aber Eigenheim besitzen
Die SP warnt dagegen, die Abschaffung koste durchschnittlich 500 Franken pro Haushalt und Jahr. «Diese Zahl ist eine haltlose Behauptung», sagt Tuena. «Wenn den Hausbesitzern mehr im Portemonnaie bleibt, profitiert am Ende auch die Wirtschaft, weil die Menschen mehr zum Ausgeben haben.» Die Abschaffung des Eigenmietwerts betreffe nur das selbst bewohnte Wohneigentum, also nicht Liegenschaften, die vermietet werden.
Mit seinen Nachbarn versteht sich Tuena bestens – und fühlt sich wohl als Mieter. Sein Ziel: Wohneigentum in der Schweiz soll wieder erschwinglicher werden, damit vielleicht auch er eines Tages ins Eigenheim ziehen kann.
Zwar gaben einige angefragten bürgerlichen Parlamentarier auf Anfrage von Blick an, aktuell zur Miete zu wohnen. Aber sie verfügen dennoch über Wohneigentum, in mehreren Fällen lebt die Ex-Partnerin mit den gemeinsamen Kindern dort. Oder aber sie besitzen eine Ferienwohnung.
GLP sind die Mieter im Parlament
Bei den linken Parteien ist der Anteil an Mietenden deutlich höher; bei der SP sind es gemäss Blick-Recherche 46, bei den Grünen 42 Prozent. Zu den Eigenheimbesitzern auf der linken Ratsseite gehört Ursula Zybach (58).
Die SP-Nationalrätin besitzt ein Haus in Spiez BE und ist dennoch gegen die Abschaffung des Eigenmietwerts, «weil vor allem jene davon profitieren, denen es bereits sehr gut geht», so Zybach. Dabei würde sie von der Abschaffung des Eigenmietwerts finanziell profitieren, sagt sie gegenüber Blick.
Den höchsten Anteil an Mieterinnen und Mietern im Parlament hat allerdings eine kleine Partei: die Grünliberalen. 54 Prozent sind Mieterinnen und Mieter, auch GLP-Parteipräsident Jürg Grossen (56) gehört dazu.