Darum gehts
- US-Botschafterin und Ehemann in Schweizer Museum ungewollt verewigt
- Glitterbombing als Protestform gegen konservative Politiker thematisiert
- Ausstellung über Glitzer im Gewerbemuseum Winterthur bis 17. Mai 2026
So viel Glanz und Glitzer ist selten in Bern! Bei Empfängen stehen sie im Mittelpunkt, fast wöchentlich treffen sie Bundesräte und lächeln dabei breit in die Kameras, in den sozialen Medien posten sie Traumbilder ihrer Schweiz-Reisen. Callista Gingrich (59) und ihr Mann Newt (82) gelten in der Bundesstadt bereits als neues Glamourpaar – auf dem diplomatischen Parkett, das sonst eher nüchtern daherkommt.
Sie ist die neue US-Botschafterin in der Schweiz, er ist stets an ihrer Seite – einst war er einer der mächtigsten Republikaner in Washington, früherer Sprecher des Repräsentantenhauses und Präsidentschaftskandidat. Beide gelten als enge Vertraute von Präsident Donald Trump (79).
Dass Gingrichs nun ausgerechnet in Winterthur ZH prominent im Museum auftauchen, hat jedoch nichts mit Callistas Posten als Trump-Abgesandte für die Schweiz zu tun – der Grund dafür ist eher bizarr als glamourös. Und dürfte beim US-Spitzenpaar selbst kaum für Jubelstürme sorgen.
Im Gewerbemuseum ist derzeit die Ausstellung «Glitzer» zu sehen. Ein Teil der sehenswerten Schau widmet sich dem Politischen – auch dem sogenannten Glitterbombing: Bei dieser Protestform werden Politiker mit Glitzer beworfen.
Gingrich-Angriff prägte Glitterbombing
Der erste prominente Fall spielte sich 2011 im US-Bundesstaat Minnesota ab: Damals, mitten im republikanischen Vorwahlkampf für die Präsidentschaft, signierten Gingrichs Exemplare ihres gemeinsamen Bestsellers «Rediscovering God in America». Plötzlich überschüttete der Aktivist Nick Espinosa (38) das Paar mit Glitzer – in Regenbogenfarben. Seine Botschaft an den Präsidentschaftskandidaten, der die gleichgeschlechtliche Ehe ablehnte: «Fühl den Regenbogen, Newt!»
Die Aktion ging um die Welt, Glitzer wurde zum Protestwerkzeug der queeren Bewegung. Der Begriff Glitterbombing war erfunden, auch geprägt von der «New York Times». LGBTQ+-Aktivisten nahmen besonders «Ehe für alle»-Gegner ins Visier – das Image der konservativen Saubermänner sollte mit Glanz «beschmutzt» werden. Kurz darauf wurden weitere republikanische Politiker mit Glitzer attackiert, darunter Mitt Romney (78). Später traf es unter anderem Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro (70).
Glitzer als Symbol für politische Aktionen
Nun wird die Glitzerattacke auf die Gingrichs also museal aufgearbeitet – wie es der Zufall will, in ihrer temporären Heimat. Die Winterthurer Ausstellung, die ursprünglich aus Hamburg stammt und dort ein Publikumsmagnet war, widmet sich Glitzer in allen Facetten. Im Gewerbemuseum wird sie mit Aspekten der Nachhaltigkeit ergänzt und um Schweizer Objekte erweitert. Zudem nimmt sie das Material Glitzer selbst unter die Lupe.
Popkultur, Performance, Protest: Glitzer ist ein Alltagsmaterial, das herausragt. Besonders spannend ist die Ausstellung dort, wo sie zeigt, wie Glitzer als Symbol politischer Bewegungen eingesetzt wird. Schweizer Politiker scheinen übrigens bisher von Glitterbombing verschont geblieben zu sein. Es sind keine entsprechenden Fälle dokumentiert.
«Glitzer», Gewerbemuseum Winterthur, bis 17. Mai 2026