Studie mit brisantem Ergebnis
Bevölkerungswachstum beeinflusst Lebensqualität positiv

Eine neue Umfrage zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung das Wachstum in ihrer eigenen Gemeinde oft positiv bewertet, während das allgemeine Bevölkerungswachstum kritisch gesehen wird.
Publiziert: 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 18:08 Uhr
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Wachsende Gemeinden werden von den Menschen besser bewertet, wie eine neue Studie zeigt.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer bewerten Wachstum am Wohnort positiv, aber landesweites Bevölkerungswachstum kritisch
  • Stadt-Land-Graben wächst, mehr Menschen identifizieren sich mit der Landbevölkerung
  • 86 Prozent sind mit der Lebensqualität am eigenen Wohnort zufrieden
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Die Menschen in der Schweiz beurteilen Wachstum am eigenen Wohnort eher als positiv. Diese Wahrnehmung steht im Widerspruch zur kritischen Einstellung gegenüber dem allgemeinen Bevölkerungswachstum im Land. Zu dieser Einordnung kommt eine neue Umfrage.

Weniger als ein Viertel der Befragten ist der Ansicht, dass sich das Bevölkerungswachstum in den letzten zehn Jahren positiv auf die Schweiz ausgewirkt hat. Diese Zahl nennt der neue, sogenannte Stadt-Land-Monitor, den die Agrargenossenschaft Fenaco und das Forschungsinstitut Sotomo am Montag veröffentlichten.

«Im Alltag wird Verbesserung der Lebensqualität festgestellt»

Gleichzeitig bewerten die Menschen die Lebensqualität in jenen Gemeinden am positivsten, in denen die Bevölkerung überdurchschnittlich gewachsen ist. Mehr als die Hälfte der dort lebenden Personen nehmen gemäss der Umfrage eine Verbesserung der Qualität wahr.

Die Umfrage mache erstmals auf diesen wichtigen Widerspruch aufmerksam, lässt sich Michael Hermann, der Geschäftsführer von Sotomo, in der Mitteilung zitieren. «Zwar löst das rasche Bevölkerungswachstum überwiegend negative Reaktionen aus. Im Alltag wird dann aber eine Verbesserung der Lebensqualität festgestellt.»

Anteil auf dem Land am grössten

Auf dem Land ist der Anteil, der das Bevölkerungswachstum in der eigenen Gemeinde positiv sieht, gemäss der Studie mit 43 Prozent am grössten. «In ländlichen Gemeinden ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Wachstum für den eigenen Wohnort am ehesten gegeben», erklärt Hermann.

Generell sind 86 Prozent der Menschen mit der Lebensqualität an ihrem eigenen Wohnort zufrieden, wie es in der Medienmitteilung weiter heisst. Fast die Hälfte nehme in den letzten zehn Jahren eine Verbesserung wahr.

Wohnungs- und Gastronomieangebot kritisch gesehen

Positiv herausgestrichen wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung im öffentlichen Verkehr sowie bei Schulen und Kindertagesstätten. Besonders kritisch gesehen wird auf der anderen Seite in der Stadt das Wohnungsangebot und auf dem Land das Gastronomieangebot.

Die Fenaco und Sotomo initiierten den Stadt-Land-Monitor 2021 mit dem Ziel, das Verhältnis zwischen Stadt und Land besser zu verstehen sowie den Dialog zu fördern. Bei der nun dritten repräsentativen Umfrage zeige sich gegenüber der ersten Erhebung ein wachsender Stadt-Land-Graben, schreiben die beiden Unternehmen in ihrer Mitteilung.

Rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung empfinde den Graben zwischen Stadt und Land als ernsthafte Belastungsprobe für das Land. Vor vier Jahren habe ein Viertel der Menschen dies so gesehen. Politisch identifizierten sich immer mehr Leute mit der Landbevölkerung. Der Anteil stieg seit 2021 von 25 auf knapp 33 Prozent. Als Städterin oder Städter sehen sich nur noch knapp 20 Prozent.

«Gefahr für den inneren Zusammenhalt der Schweiz»

Die beiden Gruppen fühlen sich von der jeweils anderen Seite zudem immer weniger berücksichtigt, wie es in der Mitteilung weiter heisst. In grösseren Städten sei der Anteil, der findet, die eigenen Anliegen bekämen auf dem Land Gehör, von 37 auf 28 Prozent gesunken. Auf dem Land sei der entsprechende Anteil gar von 30 auf 16 Prozent gefallen.

Michael Hermann wertet diese Entwicklung als «Gefahr für den inneren Zusammenhalt der Schweiz.» Für Michael Feitknecht, den Vorsitzenden der Geschäftsleitung von Fenaco, ist es aufgrund dieser Erkenntnisse «umso wichtiger», den Dialog zu pflegen, die Pole zu überwinden und gemeinsam Kompromisse und Lösungen zu finden.

Für die repräsentative Umfrage wurden vom 11. bis zum 21. Juli knapp 3500 Personen in der Deutsch- und Westschweiz befragt. Die statistische Fehlermarge beträgt plus/minus 1,7 Prozentpunkte.

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