Steuerfreies Schweiz-Shopping
So wollen Politiker mehr Einkaufstouristen zu uns locken

Bürgerliche wollen den Shoppingtourismus in der Schweiz stärken. Ihre Forderung: Ausländische Touristen sollen die Mehrwertsteuer schon ab 150 Franken zurückfordern können – statt wie bisher erst ab 300. So bleibe unser Land für internationale Gäste attraktiv.
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Shoppingtourismus in der Schweiz: Bürgerliche Politiker wollen das Land für ausländische Gäste attraktiv behalten.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweiz plant Halbierung der Tax-Free-Grenze von 300 auf 150 Franken
  • Länder wie Italien senkten 2024 Mindesteinkaufssumme auf 70 Euro
  • Über ein Dutzend Parlamentarier unterstützen Leo Müllers Vorschlag im Bundeshaus
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Fahren Schweizerinnen und Schweizer fürs Einkaufen ins Ausland, schrillen im Bundeshaus die Alarmglocken. Kommen dagegen Touristinnen und Touristen zum Shoppen in die Schweiz, rückt die Wertschöpfung in den Vordergrund. Eine Uhr aus Luzern oder Schokolade aus Zürich? Ein edles Accessoire, entdeckt in der Genfer Rue du Rhône? Bündner Kunsthandwerk? Für viele Gäste gehört Shopping zur Schweiz-Reise dazu. Doch es entscheiden auch zwei Worte darüber, wie attraktiv der Einkauf ist: Tax free. 

Die Frage, ab welcher Summe ausländische Touristen die Mehrwertsteuer zurückfordern können, gewinnt an Bedeutung. Davon sind der Luzerner Mitte-Nationalrat Leo Müller (67) und seine Mitstreiter überzeugt. Beim Tax-free-Shopping drohe die Schweiz allerdings gegenüber EU-Ländern ins Hintertreffen zu geraten. Darum brauche es eine «Stärkung des Shoppingtourismus in der Schweiz». 

Die Schweiz als Premium-Destination

Konkret soll der Bundesrat die Bagatellgrenze für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer von heute 300 auf 150 Franken halbieren. Müller fordert in einer neuen Motion eine entsprechende Verordnungsanpassung. Sein Vorstoss wird von über einem Dutzend Nationalräten mitgetragen. Zu den Mitunterzeichnern zählen neben Müllers Parteikollegen wie Markus Ritter (58, SG) oder Martin Candinas (45, GR) auch SVP-Schwergewichte wie Fraktionspräsident Thomas Aeschi (46, ZG) und Asylchef Pascal Schmid (49, TG) sowie FDP-Mann Peter Schilliger (66, LU). 

«Das Shopping durch ausländische Touristinnen und Touristen hat sich zu einem relevanten Faktor für den Wirtschaftsstandort Schweiz entwickelt», so Müller. Die Schweiz sei eine Premium-Destination. Davon profitierten nicht nur Uhren- und Schmuckhändler, sondern insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die Produkte im unteren bis mittleren Preissegment anbieten. 

Müller nennt im Vorstoss etwa Souvenirs, Lebensmittelspezialitäten und Kunsthandwerk. Für diese Betriebe sei Tax-free-Shopping «ein Anreiz, internationale Kundschaft zu gewinnen». Gleichzeitig zeige der Trend in der EU klar in Richtung tieferer Mindesteinkaufsbeträge und weniger Hürden. Ziel müsse es sein, die «Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz als Einkaufs- und Tourismusdestination im europäischen Vergleich zu stärken».

Die Konkurrenz verschärft sich

Ein Blick über die Landesgrenze zeigt: Italien beispielsweise hat 2024 die Mindesteinkaufssumme für die Rückerstattung der Mehrwertsteuer von 155 auf 70 Euro gesenkt. Einen verschärften Wettbewerb beobachtet Müller denn auch in grenznahen Regionen und in Städten mit attraktiven Shoppingangeboten. 

Eine tiefere Tax-free-Grenze könnte laut seinem Vorstoss vor allem den Handel in Tourismusregionen stärken. Müllers Hoffnung: Indirekt könnten auch Hotellerie und Gastronomie profitieren, da zusätzliche Einkaufstouristen zu längeren Aufenthalten und mehr Konsum führten. «Studien und Erfahrungswerte aus dem Ausland zeigen, dass das Einkaufserlebnis ein entscheidender Faktor bei der Wahl einer Reisedestination ist», hält der Mitte-Mann fest.

Und warum gleich eine Halbierung von 300 auf 150 Franken? Müller verweist auf die bestehende Systematik: Die geforderte Schwelle entspricht der aktuellen Wertfreigrenze für im Ausland gekaufte Waren bei der Einfuhr in die Schweiz. Sie wäre «komplementär zur bestehenden Regelung». Nun liegt der Ball erst mal beim Bundesrat. 

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