Ende des Zettelkriegs?
Jetzt wird die Mehrwertsteuer-Rückerstattung digital

Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland, die ein Schnäppchen machen wollen, kennen die Warteschlangen. Alles, um ein paar Zettel abzustempeln. Damit soll bald Schluss sein: Eine neue App soll das Leben von Einkaufstouristen erleichtern. Bald startet die Pilotphase.
Publiziert: 12:54 Uhr
|
Aktualisiert: 13:02 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Einkaufen in Deutschland hat auch weniger rosige Seiten.
Foto: imago/Geisser

Darum gehts

  • Digitaler Ausfuhrschein vereinfacht Mehrwertsteuer-Rückerstattung für Schweizer Einkaufstouristen in Deutschland
  • Testphase Ende 2025, vollständige Digitalisierung für alle Grenzzollämter 2026 geplant
  • Studie zeigt: Nur 50 Prozent der Teilnehmer lassen Ausfuhrscheine abstempeln
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_586.JPG
Céline ZahnoRedaktorin Politik

Stau am Zoll, nerviges Sammeln von Belegen – das sind die weniger rosigen Seiten des Einkaufs im Ausland. Wer im Grenzgebiet des grossen Kantons shoppt, muss nämlich ein Formular ausfüllen und dieses an der deutschen Grenze abstempeln lassen. Damit wird die Ausfuhr bestätigt, erst dann können Kundinnen und Kunden die Mehrwertsteuer zurückfordern. 

Doch mit dem Zettelkrieg ist schon bald Schluss! Der Ausfuhrschein wird digital. Eigentlich wurde das Pilotprojekt für Sommer 2025 angekündigt. Auf Nachfrage bei der Generalzolldirektion heisst es allerdings, dass sich der Startschuss auf Ende Jahr verschiebt. Zwischen dem 1. Oktober und Ende Dezember soll es so weit sein. 

2026 kommt die definitive Einführung

Die sogenannte eAKZ-App werde die Abläufe für Reisende, den Einzelhandel und den Zoll deutlich vereinfachen, so die Generalzolldirektion. Mit dabei seien eine «begrenzte Zahl an Unternehmen und ausgewählten Grenzzollstellen».

Voraussichtlich werde zunächst auch eine Einzelhandelskette mit einer Filiale teilnehmen. Namen nennt die Direktion noch keine. Im ersten Halbjahr 2026 soll dann die vollständige Digitalisierung erfolgen. Ab dann wird das Verfahren auf alle Grenzzollämter an der Schweizer Grenze ausgeweitet werden.

Schluss mit Warteschlangen

Wie wird die App genau funktionieren? Bereits im Laden sollen die Kunden, beispielsweise per QR-Code, die Rückerstattung der Mehrwertsteuer registrieren. Der Kassenzettel ist dann in der App vermerkt, und beim nächsten Einkauf erfolgt die Rückerstattung. Das mühsame Aufbewahren der Quittungen hat also ein Ende.

Auch die Zollbehörden dürften damit entlastet werden. Gemäss dem deutschen «Südkurier» setzt etwa das Singener Hauptzollamt einen Grossteil seines Personals dafür ein, die analogen Ausfuhrscheine abzufertigen. Immer wieder kam es an den Zollstellen zu langen Warteschlangen. 

Mit der digitalen Mehrwertsteuer-Rückerstattung könnte das Shoppen ennet der Grenze für Schweizer und Schweizerinnen darum nochmals attraktiver werden. Tatsächlich haben bisher viele auf die Rückforderung verzichtet. Eine Studie der Universität St. Gallen kam zum Schluss, dass nur 50 Prozent der Teilnehmenden die Ausfuhrscheine abstempeln lassen.

Schweiz zieht Schraube für Einkaufstouristen an

Die Einführung der App verzögerte sich über Jahre. Erst waren die Behörden im fernen Berlin skeptisch, dann floss das Geld nicht. Mehrere Anläufe scheiterten. Abgeordnete machten immer wieder Druck.

Nun könnte der Startschuss just zum richtigen Moment kommen. Die Schweiz hat nämlich dieses Jahr die Zollfreigrenze für Einkäufe im Ausland von 300 auf 150 Franken pro Person gesenkt. Damit werden die Euro-Schnäppchen in Deutschland für Schweizerinnen und Schweizer unattraktiver. Wer für mehr Geld in Deutschland einkauft, muss die Waren mit der hiesigen Mehrwertsteuer versteuern. Dass nun die Rückerstattung der Mehrwertsteuer einfacher wird, könnte dem Gegensteuer bieten und die Grenzregion für Schweizer Kunden wieder attraktiver machen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter (62) aus der süddeutschen Grenzstadt Waldshut setzt sich seit Jahren für entsprechende Erleichterungen ein. Sie sagte schon im Dezember 2024 zu Blick: «Die Einführung des digitalen Ausfuhrscheins ist ein einfacheres und komfortableres Verfahren für Schweizer Kunden, die in Deutschland einkaufen.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen