Trotz tieferer Zollfreigrenze
Einkaufstouristen geben deutlich mehr ennet der Grenze aus

Seit Anfang Jahr geht der Bund mit einer tieferen Wertfreigrenze gegen Schweizer Einkaufstouristen vor. Das scheint sie aber nicht zu stören, denn sie strömen seit April noch mehr ins Ausland. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr fordert darum eine noch tiefere Grenze.
Publiziert: 23.07.2025 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 23.07.2025 um 18:16 Uhr
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Schweizer Einkaufstouristen machen sich die tieferen Preise in den Nachbarländern weiterhin zum Vorteil.
Foto: IMAGO/MANUEL GEISSER

Darum gehts

  • Schweizer Detailhandel verzeichnet Umsatzrückgang im ersten Halbjahr 2025
  • Einkaufstourismus ins Ausland nimmt trotz tieferer Zollfreigrenze zu
  • Swiss Retail Federation rechnet mit 1,9 Prozent weniger Umsatz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Der Schweizer Detailhandel hat ein schwieriges erstes Halbjahr 2025 hinter sich. Die Zwischenbilanz fällt düster aus. Die Swiss Retail Federation rechnet mit 1,9 Prozent weniger Umsatz gegenüber der Vorjahresperiode. Das zeigen Auswertungen von Debit- und Kreditkartentransaktionen. Besonders im stationären Geschäft fällt die Bilanz mit minus 2,2 Prozent negativ aus.

Ein Grund dafür: Schweizerinnen und Schweizer strömen noch mehr ins nahe gelegene Ausland, um ennet der Grenze günstig einzukaufen. Der Detailhandelsverband spricht von einer «neuen Dynamik im Einkaufstourismus». Seit April 2024 sei das Volumen auf hohem Niveau verharrt, jetzt deuten die Zahlen vom zweiten Quartal 2025 aber auf ein noch stärkeres Wachstum von 6 Prozent hin.

Trotz tieferer Zollfreigrenze

Das kommt überraschend. Denn seit Anfang Jahr bekämpft der Bund Einkaufstouristen, die von den billigeren Preisen in unseren Nachbarländern profitieren wollen. Bis Ende 2024 galt: Wer unter einem Wert von 300 Franken auf der anderen Seite der Grenze einkaufte, konnte dies zollfrei tun.

Seit Januar müssen Schnäppli-Jäger die Schweizer Mehrwertsteuer bereits ab einer Shopping-Tour von 150 Franken nachzahlen. Die neue Regel löste eine hitzige Debatte aus. Sogar deutsche Detailhändler mischten sich ein und sorgten mit gezielter Werbung für Schweizer Einkaufstouristen für Aufsehen

«Null Franken wären richtig»

Der SVP-Politikerin Diana Gutjahr (41) reicht die tiefere Wertfreigrenze aber noch immer nicht. Die Thurgauerin ist selbst Unternehmerin und wohnt in einem Grenzkanton. Das Gewerbe in St. Gallen und Thurgau ist besonders betroffen vom Einkaufstourismus in Deutschland. «Wir müssen uns bewusst sein, dass jährlich mehr als acht Milliarden Franken für den privaten Konsum ins Ausland abfliessen», erklärt sie gegenüber Blick. Darum sagte sie bereits im Juli: «Aus steuerlicher Sicht wären null Franken natürlich richtig.»

Die Swiss Retail Federation hat sich bereits für eine Zollfreigrenze von 50 Franken ausgesprochen. Der Regierungsrat des Kantons Thurgau würde sogar eine Abschaffung der Freigrenze begrüssen, schreibt er in einer Vernehmlassungsantwort im März 2024. Da die Zollgrenze bereits Anfang Jahr angepasst wurde, ist eine erneute Reduzierung aber unwahrscheinlich. Wohl auch darum meint Gutjahr: «Aktuell plane ich keinen Vorstoss.»

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