Darum gehts
- Baden-Württemberg erneuert seine Schweiz-Strategie und betont die enge Verflechtung
- Zusammenarbeit in Forschung, Energie, Verkehr und Digitalisierung geplant
- Das Bundesland hat ein grosses Handelsvolumen mit der Schweiz
Kein Nachbar ist der Schweiz so nah wie Baden-Württemberg. Über 300 Kilometer gemeinsame Grenze, rund 60'000 Grenzgängerinnen und Grenzgänger täglich, Einkaufstourismus und intensive Wirtschaftsbeziehungen: Das deutsche Bundesland ist mit unserem Land eng verflochten.
Die Schweiz ist der zweitwichtigste Handelspartner des 11-Millionen-Bundeslandes – bei Exporten und Importen. Im Jahr 2024 gingen Waren im Wert von 20,2 Milliarden Euro aus Baden-Württemberg in die Schweiz, Güter im Umfang von 18,7 Milliarden wurden eingeführt.
«Tief verwurzelte Verbundenheit»
Als einziges Bundesland hat Baden-Württemberg eine Strategie für das Verhältnis zur Schweiz. Doch das Papier ist fast ein Jahrzehnt alt – Politikerinnen und Politiker im Schwabenländle machten Druck, die Strategie neu aufzulegen. Zumal noch einige Zeit vergehen dürfte, bis der Deal zwischen der EU und der Schweiz steht.
Jetzt hat die Regierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (77) gehandelt. Seit kurzem liegt die neue «Schweiz-Strategie» auf dem Tisch. Das 40 Seiten starke Papier liest sich stellenweise wie ein politischer Liebesbrief ans Nachbarland!
Schon im Vorwort schwärmt Baden-Württemberg von einer «langjährigen Freundschaft», von «gemeinsamen europäischen Werten» und einer «tief verwurzelten Verbundenheit». Man sei «auf das Engste verflochten». Kretschmann erklärt gar, dass die Zusammenarbeit mit der Schweiz «europapolitische Priorität» habe.
Wo die Schweiz als Vorbild dient
Die Strategie ist gespickt mit politischen Stimmen, die über das Verhältnis zu den Schweizern schwärmen. Landrat Martin Kistler (49) etwa sagt: «Die Schweiz und wir sind mehr als Nachbarn.» Und Staatsrätin Barbara Bosch (66) «begeistert das Engagement der Menschen, ihren Deutsch-Schweizer Grenzraum gemeinsam zu bespielen».
Mehrfach wird die Schweiz im Strategiepapier als Vorbild gepriesen. Das Land sei für Baden-Württemberg «beispielgebend bei der Stärkung umweltfreundlicher Verkehrsträger». Ebenso gelte sie beim Planen und Bauen als Massstab. Und die Behörden sind überzeugt: «Baden-Württemberg als Musterland der Bürgerbeteiligung und die Schweiz mit ihrer starken Tradition der direkten Demokratie können viel voneinander lernen.»
Regionen sollen enger zusammenrücken
Doch das Papier enthält mehr als warme Worte. Baden-Württemberg zählt auf, wo es mit der Schweiz enger zusammenarbeiten will. Ganz oben auf der Liste: Forschung, Energie, Verkehr, Bildung, Gesundheit und Sicherheit.
Auch bei Digitalisierung und künstlicher Intelligenz wollen die Schwaben mit der Schweiz vorwärtsmachen. Beide Seiten hätten hier «eine hohe wissenschaftliche und wirtschaftliche Kompetenz», heisst es. Der Plan: Hochschulen, Firmen und Labore im Grenzraum sollen besser vernetzt werden.
Beim Strom will man ebenso enger kooperieren – etwa beim Aufbau von Wasserstoff-Infrastruktur und beim Netzausbau. Die Schweiz sei eine «wichtige Partnerin für ein resilientes Energiesystem», schreibt die Landesregierung.
Und politisch? Da wollen die Schwaben vermitteln: Baden-Württemberg sieht sich als «Brückenbauerin zwischen Brüssel und Bern» – die Regierung pocht auf stabile Beziehungen zwischen der EU und der Schweiz.