Darum gehts
- Incel-Terrorismus: erste Attacke in der Schweiz im Jahr 2020
- SP-Co-Präsident Cédric Wermuth fordert Klarheit über Incel-Situation in der Schweiz
- Weltweit über 50 Menschen bei Anschlägen von Incels seit 2014 getötet
Junge Männer, die unfreiwillig ohne Sex und romantische Beziehungen leben: Das sind sogenannte Incels. In Internetforen lassen sie ihren Frust raus und vermischen Selbstmitleid, Misogynie und Gewaltfantasien. In den extremsten Fällen wird daraus reale Gewalt.
So ist das vor rund fünf Jahren zum ersten Mal auch in der Schweiz geschehen, wie SRF kürzlich publik machte. Ein Mann fuhr am 11. September 2020 zwei 15-jährige Schülerinnen an. Er handelte aus Hass auf Frauen – das Bundesamt für Polizei (Fedpol) ordnete den Fall dem Incel-Terrorismus zu.
Wie gross ist die Szene in der Schweiz?
Der Fall alarmiert nun den SP-Co-Präsidenten Cédric Wermuth (39). Er wendet sich deshalb mit Fragen an den Bundesrat und fordert Klarheit über die Situation in der Schweiz. Wermuth möchte etwa wissen, wie gross die Incel-Szene hierzulande ist, welche Risiken von ihr ausgehen und welche Erkenntnisse das Fedpol bereits gesammelt hat. Weiter fragt er, warum das Fedpol die Einstufung des Attentats als Incel-Angriff nicht «proaktiv kommuniziert» habe.
Beim Fall von 2020 überlebten die beiden Opfer schwer verletzt, wie SRF berichtete. Der Täter lebte isoliert und hatte ein englischsprachiges Manifest voller antisemitischer, rassistischer und frauenfeindlicher Parolen. Er wurde im Mai 2023 zu 13,5 Jahren Haft verurteilt. Kurz vor der Tat startete er einen Livestream, um diese zu filmen.
Laut Incel-Expertin Veronika Kracher ist das mittlerweile eine Tradition solcher Täter. Gleichgesinnte könnten sich den Livestream anschauen und sich daran ergötzen. Generell radikalisieren sich Incels fast ausschliesslich online.
50 Menschen wurden Opfer von Incels
Das Fedpol hat im Jahr 2022 eine interne Kurzanalyse zum Thema Incels erstellt, wie der Bundesrat 2024 erklärte. Gemäss der Analyse scheine die Incel-Problematik international in den vergangenen Jahren zugenommen zu haben.
Seit 2014 wurden weltweit über 50 Menschen bei Anschlägen von Incels getötet. Die präventive polizeiliche Überwachung sowie die Strafverfolgung dieser Fälle von Radikalisierung und Incel-Problematik falle jedoch in die Zuständigkeit der Kantone.
Zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und Extremismus gehöre aber auch die Sensibilisierung durch die Behörden. Entsprechend seien die Themen Männlichkeit und Radikalisierung in den zweiten Nationalen Aktionsplan zur Verhinderung und Bekämpfung von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus aufgenommen worden.