Darum gehts
- Geburtenrate in der Schweiz auf Rekordtief gesunken, Kinderwunsch rückläufig
- EVP-Nationalrat fordert nationalen Aktionsplan für neuen Babyboom
- Staat soll familien- und kinderfreundliche Rahmenbedingungen schaffen
Die Geburtenrate in der Schweiz ist auf einem Rekordtief! Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau ist in der Schweiz mit 1,29 auf den tiefsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gesunken. Auch der Wunsch nach Kindern ist rückläufig, wie neue Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen.
Angesichts dieser Entwicklung schrillen bei EVP-Nationalrat Marc Jost (51) die Alarmglocken. Mit einer derart tiefen Geburtenrate – für einen Bestandserhalt wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kindern je Frau nötig – nimmt die Bevölkerung unwillkürlich ab, wenn sie nicht über eine stärkere Zuwanderung ausgeglichen wird.
Der Berner macht sich über das zunehmende Ungleichgewicht zwischen den Generationen Sorgen. «Die Alterung der Bevölkerung belastet unser Renten- und Sozialsystem stark und gefährdet langfristig die Finanzierung der Altersvorsorge», erklärt er.
Parallel dazu erschwere der Fachkräftemangel das künftige Wirtschaftswachstum. Dieses Defizit einfach durch starke Zuwanderung auszugleichen, führe zu Integrationsschwierigkeiten sowie gesellschaftlichen und politischen Spannungen, warnt er.
«Höhere inländische Geburtenrate unverzichtbar»
«Eine höhere inländische Geburtenrate ist für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität der Schweiz unverzichtbar», macht Jost deutlich. Deshalb fordert er vom Bundesrat nun einen neuen Babyboom!
Oder um es in seinen Worten zu sagen: einen «nationalen Aktionsplan für bessere Rahmenbedingungen bei der Familiengründung». Unter dem Slogan «Futura Sicura» («Sichere Zukunft») reicht er am Donnerstag einen Vorstoss ein, mit dem er die Landesregierung zum Handeln bewegen will, um die Geburtenrate hierzulande «langfristig und deutlich anzuheben». Dabei müsste der Bundesrat jährlich Bericht erstatten, wie es mit dem Plan vorwärtsgeht.
«Mehr Sex für die Schweiz»-Programm?
Ein nationales «Mehr Sex für die Schweiz»-Programm also, wie einige seiner Ratskollegen bereits witzeln? «Dem stimme ich durchaus zu, präzisiere aber: Es braucht mehr fruchtbaren Sex! Und dazu sind viele Faktoren zu betrachten, nicht nur der schöne Akt», betont Jost.
Er hat bereits einige Ideen, was der nationale Aktionsplan beinhalten könnte. Er denkt etwa an Steuererleichterungen für Familien mit mehr als zwei Kindern, die Gewährung von zinslosen Darlehen ab dem dritten Kind durch den Bund oder die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Vorstellen kann er sich auch Kampagnen für ein (klein-)kinderfreundliches Klima. Ebenso gesundheitspolitische Massnahmen zur Förderung der Fruchtbarkeit – insbesondere bei Männern, wenn man an die tendenziell abnehmende Spermienqualität denkt.
Kinderkriegen bleibt freiwillig
Zum Kinderkriegen will Jost aber niemanden zwingend. «Jeder Mensch soll selber entscheiden, ob er Kinder will oder nicht», macht er deutlich.
Allerdings würden die aktuellen Rahmenbedingungen vielen die Erfüllung des Kinderwunsches erschweren. «Kinder sehe ich primär als Geschenk, aber nicht alle sind wirtschaftlich in der Lage, zu viele dieser Geschenke anzunehmen», sagt der vierfache Vater.
Für ihn ist deshalb klar: «Wir müssen diese Hürden abbauen, indem wir proaktiv familien- und kinderfreundliche Rahmenbedingungen schaffen und fördern.»