Sie fälschen, was das Zeug hält - so schlägt der Bund zurück
Dreiste China-Piraten missbrauchen das Schweizer Militär

Das Schweizer Militär ist auch eine Marke. Firmen verkaufen Uhren, Kleider oder Küchenartikel dank einer Lizenz aus Bern. In Asien aber wimmelt es von Fälschungen. Der Bund lässt sich das nicht bieten – und zieht gegen Markenpiraten in den Kampf.
Publiziert: 07:39 Uhr
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Aktualisiert: vor 54 Minuten
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Chinesische Beamte kontrollieren Markenartikel: In Asien wimmelt es von Fälschungen – davon ist auch die Marke «Swiss Military» betroffen.
Foto: imago stock&people

Darum gehts

  • Schweizer Militär erobert als Marke den Handel, doch Produkte werden kopiert
  • Markenpiraten faken sogar Zertifikate, die angeblich vom Bund kommen
  • Armasuisse geht rechtlich gegen Fälschungen vor, erste Urteile errungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Das Schweizer Militär erobert die Welt – zumindest als Marke! Unter dem Namen «Swiss Military» werden etwa Uhren, Trinkflaschen, Schuhe und Outdoorkleider verkauft. Die Produkte sind gefragt, auch im Ausland. Nur wenige Unternehmen erhalten vom Bund eine Lizenz zur Nutzung der Marke. Dafür zahlen sie Gebühren, das Geld fliesst direkt in die Staatskasse.

In Asien hingegen machen Firmen seit Jahren ein dickes Geschäft mit gefälschten Lizenzen. Sie bringen falsche «Swiss Military»-Produkte auf den Markt. Doch in Bern hat man den Markenpiraten den Kampf angesagt. Und die Verantwortlichen von Armasuisse, dem Bundesamt für Rüstung im Departement von Verteidigungsminister Martin Pfister (62), melden dabei Erfolge: Gegenüber Blick sprechen sie von einem Wendepunkt.

«Ausgedehnter Missbrauch» in China und Indien

Jahrelang wurde die Marke «Swiss Military» eher vernachlässigt. Während der Bund kaum Lizenzen vergab, trieben Trittbrettfahrer ihr Unwesen. Die Folge: Es kam zu einem «ausgedehnten Missbrauch durch Akteure vor allem in Indien und China», so Armasuisse. 

Seit einigen Jahren aber setzt Bern auf Kommerzialisierung. 2021 schloss Armasuisse auch mit der Firma Swiss Brands AG einen exklusiven Lizenzvertrag ab. Dieser gilt für verschiedenste Produkte – sie dürfen die Marken «Swiss Military» und «Swiss Air Force» tragen. 

Mit lokalen Partnern wagte Swiss Brands den Schritt nach China, brachte dort unter anderem Küchenartikel, Schuhe und Outdoorbekleidung auf den Markt. Rasch zeigte sich aber: Ein weit verzweigtes Netz angeblicher Lizenznehmer und Händler verkaufte längst vermeintliche «Swiss Military»-Produkte – und tut es teilweise bis heute. Die Fälschungen der China-Piraten sind in Läden über Webshops oder auf Plattformen wie WeChat zu haben.

Gefälschte Kleidung flutet den Markt

Die Markenpiraten agieren mit krimineller Energie: Sie fälschen sogar Zertifikate, die Armasuisse als Lizenzgeberin und Swiss Brands als offizielle Lizenznehmerin ausweisen.

In Bern will man sich das nicht bieten lassen. Armasuisse will mit aller Macht gegen die Piraten vorgehen. Bereits 2024 verschickte die Behörde Abmahnungen, reichte Beschwerden ein und bereitete Klagen vor. Der Aufwand scheint sich langsam auszuzahlen. Armasuisse-Sprecherin Daniela Renzo bilanziert: «Die konsequente, juristische Verteidigung der Marke sowie deren Gebrauch durch die Eidgenossenschaft als Lizenzgeberin stellen einen Wendepunkt dar.»

In zwei Ländern hat das Bundesamt erstinstanzliche Urteile erstritten. «Das beharrliche Prozessieren in Indien und China zeigt erste Erfolge», erklärt die Sprecherin. Man könne Markenpiraten so leichter identifizieren und bekämpfen. «In Indien befinden wir uns mit laufenden Verfahren in der zweiten Instanz.» Näher äussert sich das Bundesamt nicht zu den laufenden Verfahren. 

Das Militär als Marke

«Swiss Military», «Swiss Air Force» oder das weltbekannte «Swiss Army Knife»: Militärmarken sind geschützt. Sie enthalten einen Bezug zur Schweiz und zum Militär.

Paradebeispiel ist Victorinox: Seit 1891 liefert die Firma das Soldatenmesser, das nach dem Zweiten Weltkrieg durch US-Soldaten als «Swiss Army Knife» weltberühmt wurde. Anfang der 90er-Jahre meldete Victorinox die Marke «Swiss Army» in den USA an – mit Unterstützung des Bundes. Seither expandiert die Firma global.

In der Schweiz konnten Militärmarken erst später registriert werden. Sie gelten als amtliche Zeichen, ohne Zustimmung des Bundes dürfen sie nicht genutzt werden. Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, vergibt Lizenzen – etwa an Swiss Brands, die Uhrenfirma Breitling («Patrouille Suisse») und den Biscuithersteller Kambly (Militärbiscuits «Swiss Military»).

Weltberühmt: ein «Swiss Army Knife».
Shutterstock

«Swiss Military», «Swiss Air Force» oder das weltbekannte «Swiss Army Knife»: Militärmarken sind geschützt. Sie enthalten einen Bezug zur Schweiz und zum Militär.

Paradebeispiel ist Victorinox: Seit 1891 liefert die Firma das Soldatenmesser, das nach dem Zweiten Weltkrieg durch US-Soldaten als «Swiss Army Knife» weltberühmt wurde. Anfang der 90er-Jahre meldete Victorinox die Marke «Swiss Army» in den USA an – mit Unterstützung des Bundes. Seither expandiert die Firma global.

In der Schweiz konnten Militärmarken erst später registriert werden. Sie gelten als amtliche Zeichen, ohne Zustimmung des Bundes dürfen sie nicht genutzt werden. Armasuisse, das Bundesamt für Rüstung, vergibt Lizenzen – etwa an Swiss Brands, die Uhrenfirma Breitling («Patrouille Suisse») und den Biscuithersteller Kambly (Militärbiscuits «Swiss Military»).

Wer gefälschte Produkte auf den Markt bringt, macht sich strafbar. Oft betroffen ist Kleidung – dort tauchen regelmässig Plagiate auf. Verantwortlich dafür ist etwa ein chinesisches Unternehmen, Fujian Dinghui Sports Technology Co., das sich auf Lizenzen einer angeblichen Gesellschaft namens Swiss Military (China) Brand Operations Co. beruft. Die Verantwortlichen waren für Blick nicht ausfindig zu machen.

Seit einiger Zeit veröffentlicht Armasuisse auch Namen von schwarzen Schafen. Die Unternehmen stammen neben China und Indien auch aus Südkorea. Auf chinesischen Websites wird erklärt, wie sich die Raubkopien erkennen lassen. Ebenso werden die Originalprodukte mit einem sogenannten Fälschungscode ausgestattet.

«Der Weg ist steinig»

Ein Markenanwalt führt für Armasuisse die Prozesse. Es gibt jedoch Grenzen: Die Bekämpfung der Markenpiraterie wird aus den Lizenzeinnahmen finanziert, die Mittel sind daher entsprechend begrenzt.

Langsam setze sich die Erkenntnis durch, dass die Eidgenossenschaft als Markeninhaberin auftritt. Aber: «Der Weg ist steinig, es braucht einen langen Atem», heisst es bei Armasuisse. «Die Ausschaltung der Markenpiraterie bleibt eine grosse Herausforderung und ist sehr aufwendig.» Gelingen könne dies nur, wenn sich neben rechtlichen Schritten auch offizielle Lizenznehmer im Markt behaupteten – mit ihren eigenen Produkten schliessen sie Lücken, die die Piraten hinterlassen.

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