Darum gehts
- Neuer Bundesratsjet steht still wegen Einbau eines Selbstschutzsystems
- Komplexer Einbau mit technischen, regulatorischen und logistischen Herausforderungen
- Jet kostete 109 Millionen Franken und erreicht eine Geschwindigkeit von 982 km/h
Es ist das Prunkstück des Bundeslufttransportdiensts: Mit der Global 7500 von Bombardier hat sich der Bundesrat den «weltweit grössten Business-Jet mit der grössten Reichweite» gegönnt. Der Jet verfügt über 19 Sitzplätze und erreicht ein Reisetempo von bis zu 982 km/h – nahe am Überschallbereich. Zudem hat er eine Reichweite von bis zu 14’000 Kilometern, was für einen Flug bis nach Sydney in Australien reicht. Kostenpunkt: rund 109 Millionen Franken. Ende Januar stellte das Bundesamt für Rüstung Armasuisse den neuen Flieger vor.
Nun aber steht der neue Bundesratsjet bereits wieder still. Und das gleich für mehrere Monate. Aussenminister Ignazio Cassis (64) müsse mit dem Zug oder der Uralt-Falcon vorliebnehmen, berichtet das Finanzportal «Inside Paradeplatz» süffisant. Bis Ende Oktober bleibt die Global 7500 am Boden, am Flughafen von Bordeaux an der französischen Atlantikküste.
Schutz gegen Lenkwaffen
Der Grund ist allerdings keine Panne. Wie geplant, wird ein sogenanntes Selbstschutzsystem eingebaut. Dieses schützt das Flugzeug etwa gegen schultergestützte Lenkwaffen. Es sei ein Schutz gegen die «wahrscheinlichsten Alltagsgefahren».
Der Einbau eines Selbstschutzsystems in ein ziviles Flugzeug sei eine hochkomplexe Aufgabe, die sowohl technische als auch regulatorische, logistische und operationelle Herausforderungen umfasse, erklärt ein Armeesprecher Blick. Nach der Integration von Hardware und Software sowie Schnittstellenverbindungen müsse das System im Flug getestet, zertifiziert und für den Einsatz freigegeben werden. Und nicht zuletzt müssten auch die Piloten und das Bodenpersonal auf dem System geschult werden.
Neuer Jet sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen
Es sei nicht unüblich, dass Maschinen, die für den Transport von Regierungsmitgliedern eingesetzt werden, mit einem Selbstschutzsystem ausgerüstet sind, so der Sprecher weiter. «Mit der Veränderung der geopolitischen Lage hat sich deshalb auch die Schweiz dafür entschieden, ein entsprechendes System im neuen Staatsluftfahrzeug einzubauen.» Ziel dieser Systeme sei der Schutz von Staatsoberhäuptern oder hochrangigen Delegationen auf Auslandsreisen, gerade in unsichere Regionen.
Die Global 7500 sorgte allerdings von Anfang für Schlagzeilen. Kaum eingeführt, steckte sie tagelang im türkischen Antalya fest – mit Triebwerksproblemen. Für Stirnrunzeln sorgte aber vor allem, dass der Jet nicht in die bundeseigenen Hangars in Bern-Belp passt. Er ist deutlich grösser als seine Vorgänger. Nun braucht es einen neuen Hangar – und der kostet den Steuerzahler zusätzlich Geld.