«Vielverdiener haben Angst vor Neid»
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Strassenumfrage zu Löhnen:«Ich verdiene 4500 Franken brutto»

Schluss mit dem Lohn-Tabu!
Schweizer wollen endlich wissen, was der Kollege verdient

Viele Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich mehr Lohntransparenz, das zeigt eine repräsentative Blick-Umfrage. Frauen fühlen sich besonders benachteiligt – sogar gegenüber ihrem eigenen Partner.
Publiziert: 00:46 Uhr
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Aktualisiert: vor 1 Minute
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Mehr als ein Drittel der Schweizerinnen und Schweizer ist nicht glücklich über den eigenen Lohn.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer wünschen mehr Lohntransparenz, sind aber mit Gehalt zufrieden
  • Frauen und Geringverdiener fühlen sich finanziell benachteiligt
  • 61% der Befragten sprechen kaum mit Kollegen über Lohn
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Joschka Schaffner und Myret Zaki

Wer wie viel verdient, bleibt in der Schweiz ein Tabu. Angestellte sprechen selten miteinander über ihren Lohn. Und in den meisten Schweizer Unternehmen bleibt Lohntransparenz weiterhin ein Fremdwort.

Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts MIS Trend im Auftrag von Blick zeigt nun: Viele Schweizerinnen und Schweizer wünschten sich das anders. Die wichtigsten Erkenntnisse.

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Sie fühlen sich benachteiligt

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Immerhin knapp zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer fühlt sich angemessen entlöhnt. An der Erkenntnis hängt jedoch ein grosses Aber: Von den Zufriedenen sagen nur 16 Prozent, dass es immer so war.

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In der Schweiz wird wenig über Löhne gesprochen. Dabei wünschen sich viele genau das: mehr Offenheit. Wie sieht es bei dir aus? Was verdienst du – und fühlst du dich fair bezahlt? Schreib es uns gleich via Mail: community@blick.ch

In der Schweiz wird wenig über Löhne gesprochen. Dabei wünschen sich viele genau das: mehr Offenheit. Wie sieht es bei dir aus? Was verdienst du – und fühlst du dich fair bezahlt? Schreib es uns gleich via Mail: community@blick.ch

Zudem klafft zwischen den Geschlechtern ein grosser Graben. 43 Prozent der Frauen erhalten aus ihrer Sicht nicht den Lohn, der ihnen zustehen würde. Bei den Männern sind es nur 28 Prozent. Wenig überraschend grassiert besonders bei den Geringverdienenden die Unzufriedenheit. Bei Angestellten mit einem Lohn zwischen 3000 und 5000 Franken fühlt sich mehr als die Hälfte unterbezahlt.

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Die beiden Erkenntnisse sind eng verknüpft: Laut dem Bundesamt für Statistik sind von den Personen, die in der Schweiz weniger als 4000 Franken verdienen, rund 60 bis 70 Prozent Frauen.

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Die Gleichung für hohe Löhne

Personen, die politisch rechtsgerichtet sind, sind insgesamt zufriedener mit ihrem Lohn als linksgerichtete. Denn die politische Ausrichtung überschneidet sich grundsätzlich auch mit einem höheren Einkommen in der Privatwirtschaft, so Mathias Humery, stellvertretender Geschäftsführer des Umfrageinstituts MIS Trend. «Es gilt die Gleichung: männlich, älter, rechter und höher gebildet ergibt auch höhere Löhne.»

Das zeigt sich auch in den Zahlen: «Ab 45 Jahren nimmt die Zufriedenheit zu, auch weil die Löhne wachsen», so Humery. «Bei den Jüngeren sind die Gehälter niedrig und steigen vorerst kaum, während gleichzeitig die Lebenshaltungskosten deutlich steigen.»

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143 Jahre schuften für einen CEO-Lohn

Die Kluft zwischen den höchsten und den niedrigsten Löhnen in den grössten Schweizer Unternehmen hat sich ausgeweitet. Laut einer Studie der Gewerkschaft Unia aus dem Jahr 2024 ist das Verhältnis zwischen 2020 und 2023 von 1:136 auf 1:143 gestiegen. Das bedeutet, dass ein Arbeitnehmer in den untersuchten Unternehmen 143 Jahre arbeiten muss, um ein Jahresgehalt seines CEOs zu erhalten.

Auch andere Zahlen zeigen die Kluft: Laut Schweizerischer Lohnstrukturerhebung sind die hohen Einkommen in den letzten 15 bis 20 Jahren inflationsbereinigt um 40 Prozent angestiegen. Die niedrigen Löhne haben sich dagegen nur um 8 bis 12 Prozent verbessert.

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Lohntransparenz, bitte!

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Die wachsende Lohnungleichheit hat einen weiteren Effekt: Mehr als die Hälfte der Angestellten begrüsst es, wenn Schweizer Unternehmen verpflichtet wären, alle Gehälter zu veröffentlichen. Sogar drei Viertel geben an, dass sie «ziemlich» bis «sehr bereit» dafür wären, dass das eigene Gehalt in ihrem Unternehmen kommuniziert würde. Besonders die unzufriedensten Gruppen – Frauen und Geringverdienende – unterstützen die Lohntransparenz.

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Von den Schweizern, die über 10'000 Franken im Monat verdienen, sind die wenigsten dafür, dass Löhne offengelegt werden. Kurz gesagt: Je höher das Gehalt, desto geringer der Wunsch, dass der Lohn bekannt wird.

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Über den Lohn spricht man trotzdem nicht

Wasser predigen und Wein trinken? Wenn es spezifisch darum geht, das eigene Gehalt preiszugeben, genieren sich die meisten Schweizerinnen und Schweizer dann doch. Ganze 61 Prozent der Befragten sprechen mit ihren Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen nicht oder kaum über den Lohn. Zu gross scheint das Tabu.

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Gross sind in der Privatwirtschaft oftmals auch die Lohnunterschiede auf derselben Stufe. Dies anzusprechen oder zu erklären, ist den meisten Angestellten unangenehm. Auch im Freundeskreis fühlen sich nur wenige wohl dabei, konkret über ihr Gehalt zu sprechen – fast die Hälfte vermeidet das Thema.

Frauen zeigen sich gesprächiger, ebenso alle unter 29 Jahren. Für Humery ist das nicht überraschend: «Personen, die generell ein niedrigeres Gehalt haben, sprechen eher darüber.»

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Lohnneid bei Frauen auch gegenüber Partner hoch

Ein hoher Lohn kann neidisch machen. Am meisten passiert das laut der Umfrage bei Gehältern von Kolleginnen und Kollegen, dicht gefolgt von denen von Freunden.

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Frauen zeigen sich neidischer als Männer – sowohl bei Kollegen, Freundinnen als auch beim Partner oder bei der Partnerin. «Der Neid auf das Gehalt des Partners lässt sich dadurch erklären, dass Frauen in ihrer Partnerschaft mit der Realität der Lohnunterschiede konfrontiert sind», sagt Humery.

Die repräsentative Umfrage wurde zwischen dem 10. und 19. Juni mit 1499 in der Schweiz erwerbstätigen Personen (898 aus der Deutschschweiz, 602 aus der Romandie) durchgeführt. Der Fehlerbereich liegt bei ±2,5 Prozent. 

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