Darum gehts
- Bundeskanzler Merz sorgt mit Aussage über Stadtbild für Kontroverse
- SP-Politikerin Vera Çelik kritisiert Vorurteile gegen Menschen mit Migrationshintergrund
- Ein Schweizer Influencer erreichte auf Instagram mehrere Millionen Aufrufe zum Thema
Da hat der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (69) für viel Aufsehen gesorgt – und sich selbst Kritik beschert. Während er die harte Migrationspolitik seiner Regierung loben wollte, fiel der Satz: «Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem.» Die Aussage setzte besonders Migrantinnen und Migranten zu.
Eine Entschuldigung? Fehlanzeige: «Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte», konterte Merz, der selbst zwei Töchter und sieben Enkel hat. In der Folge fanden deutschlandweit Demonstrationen statt.
«Menschen, die so aussehen wie ich»
Auch im Nachbarland Schweiz gibt die Aussage zu reden, etwa bei SP-Politikerin Vera Çelik (19). Sie ist Geschäftsleitungsmitglied der SP Migrant:innen, hat einen Migrationshintergrund und trägt ein Kopftuch. Vorurteile gegen Menschen, die anders heissen oder anders aussehen, seien auch in der Schweiz sehr präsent.
«Wer stört laut Merz das Stadtbild? Er meint Menschen, die so aussehen wie ich. Das trifft mich direkt», sagt Çelik. Die Schweiz habe auch Politiker, die enge Kontakte mit der CDU oder AFD pflegen und nicht davon scheuen würden, ähnliche Aussagen zu treffen.
SVP-Hess bemängelt Integration
Während der Nationalratsdebatte zur 10-Millionen-Schweiz sagte SVP-Nationalrat Erich Hess (44): «Wenn ich sehe, wie viele Frauen und Schülerinnen in gewissen Quartieren mit Kopftüchern rumlaufen, zeigt sich, dass die sich nicht integriert haben.» Çelik kritisiert die Aussage scharf. Es entstünde ein Bild von «wir gegen die anderen».
Hess argumentiert mit fehlender Integration: «Grundsätzlich sollte das Ziel sein, dass Migranten im Stadtbild nicht auffallen, weil sie sich integrieren und anpassen.» Ansonsten hätte man in der Schweiz nichts zu suchen. Das Tragen eines Kopftuches sei für ihn ein Zeichen, dass man sich nicht angepasst hat.
Mit «Stadtbild»-Video auf Social Media viral
Merz erklärte seine Aussage damit, dass nur Migranten ohne Aufenthaltsrecht gemeint seien. Für Celik geht das nicht auf: «Wenn ich in Zürich durch die Strassen gehe, sehe ich nicht, wer Sans-Papier ist oder keinen Aufenthaltstitel hat.»
In den sozialen Medien wurde eifrig über die «Stadtbild»-Aussage diskutiert, wie im Online-Zeitalter üblich entstanden auch viele Memes und Kurzvideos zum Thema. Ein Schweizer Influencer veröffentlichte zusammen mit deutschen Internetpersönlichkeiten Videos zum «Stadtbild». Er erreichte auf Instagram mehrere Millionen Aufrufe.
Auch Çelik veröffentliche auf Instagram eine Story, gemeinsam mit anderen SP-Mitgliedern. «Wahrscheinlich passen wir nicht ins Stadtbild», so kam die Idee für einen Beitrag. Auf ein Selfie der drei schrieb sie: «Das Letzte, was du siehst, bevor das Stadtbild ruiniert wird.»