Petition eingereicht
Schweizer Eltern fordern Social-Media-Altersgrenze

Experten vergleichen Social-Media-Konsum mit Alkohol und Tabak. Eine neu eingereichte Onlinepetition fordert eine Altersgrenze ab 16 Jahren. Beim Bundesrat rennt sie offene Türen ein.
Publiziert: 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 17:02 Uhr
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Experten sind sich einig: Der Konsum sozialer Medien sei so gefährlich wie das Trinken von Alkohol. Sie würden gezielt programmiert, um Menschen süchtig zu machen.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Darum gehts

  • Experten fordern Verbot sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren
  • Australien, Grossbritannien und Niederlande führen Altersgrenzen für Social-Media-Nutzung ein
  • Petition mit 67’000 Unterschriften für Altersgrenze ab 16 Jahren überreicht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Experten haben eine klare Meinung: Der Konsum sozialer Medien sei so gefährlich wie das Trinken von Alkohol. Sie würden gezielt programmiert, um süchtig zu machen. Ein Verbot für Jugendliche wäre sinnvoll und nicht aussergewöhnlich. Schliesslich würden auch Alkohol und Tabak reguliert.

Die Haltung hat sich schon in mehreren Ländern durchgesetzt. So verbot Australien Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Snapchat, Instagram, Tiktok, Facebook und Co. Auch Grossbritannien und die Niederlande sind daran, eine Altersgrenze einzuführen. Norwegen will die Schwelle schon bei 15 Jahren ansetzen.

67’000 fordern Massnahmen

Nun soll es auch in der Schweiz vorwärtsgehen. Am Donnerstag wurde Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (61) eine Petition überreicht – rund 67’000 Unterschriften sind dafür zusammengekommen. Gefordert wird eine Altersgrenze ab 16 Jahren, eine verpflichtende Altersüberprüfung durch die Plattformen sowie eine nationale Präventionsstrategie an Schulen.

Bei Jungen steige die Bildschirmzeit stetig an. Selbst viele Erwachsene könnten mit sozialen Medien nicht umgehen. «Aber für Kinder ist es eine Überforderung», hatte SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel (44) gegenüber Blick schon zum Start der Onlinepetition erklärt. Viele Eltern versuchten es mit Zeitlimiten; die aber liessen sich leicht aushebeln.

«Dürfen wir nicht länger ignorieren»

Studien zeigten, dass soziale Medien das Risiko für Depressionen und sogar Suizidgedanken um rund 70 Prozent erhöhten, gerade bei Mädchen. «Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Likes, Filter und ständige Vergleiche ihr Selbstbild formen – oft bevor sie überhaupt gelernt haben, wer sie wirklich sind», beklagen die Petitionärinnen. Dieser Dauerdruck führe bei vielen zu einer stillen Krise, «die wir nicht länger ignorieren dürfen».

Im Bundesrat stossen die Forderungen auf offene Ohren. Er will prüfen, wie Kinder und Jugendliche vor negativen Auswirkungen des Social-Media-Konsums geschützt werden können. Das geht aus seinen Antworten auf Vorstösse von Grünen-Ständerätin Maya Graf (63) und alt Ständerätin Céline Vara (40, Grüne) hervor.

Thema dürfte auch die praktische Umsetzung eines allfälligen Verbots sein. In Australien hat sich das als nicht ganz einfach herausgestellt, wenn Jugendliche ein falsches Alter angeben. Allenfalls könnte in der Schweiz eine Alterskontrolle künftig über die geplante E-ID erfolgen. Die Schweiz wird am 28. September über diese abstimmen.

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