Darum gehts
- Tiktok sucht einen Lobbyisten für die Schweiz und Österreich
- Mehrere Vorstösse hängig
- Auch international wachsen Hürden
Sie tanzt, er filmt einen witzigen Sketch. Die App Tiktok boomt in der Schweiz gerade bei jungen Menschen – und wird so zum Milliardengeschäft. Doch die sozialen Medien haben auch ihre Schattenseiten.
Soziale Medien seien so gefährlich wie das Trinken von Alkohol, sagen Experten. Die Plattformen würden gezielt programmiert, um Menschen süchtig zu machen. Dementsprechend geraten TikTok und Co. unter politischen Druck. Im vergangenen November verbot die australische Regierung Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu Snapchat, Instagram oder Tiktok. Auch Grossbritannien und die Niederlande wollen eine Altersgrenze einführen. In der Schweiz gab es im Parlament mehrere Vorstösse mit Fragen zu Tiktok und Co.
Tiktok sucht Lobbyist
Jetzt reagiert der Konzern: Mit einem Stelleninserat sucht er einen «Senior Manager Government Relations and Public Policy» für die Schweiz und Österreich. Gemäss Inserat soll das Team «Vertrauen aufbauen und politische, legislative und regulatorische Risiken für Tiktok verhindern, bewältigen und mindern». Gesucht wird jemand, der Beziehungen zu wichtigen Stakeholdern aufbaut «und die Navigation durch die politischen und regulatorischen Landschaften beider Länder» übernimmt. Dafür brauche es «Fachkenntnisse in relevanten politischen/legislativen Bereichen und Erfahrung in öffentlichen Angelegenheiten in der Schweiz und Österreich».
Dass Tiktok ins Lobbying investiert, verwundert nicht. Denn auch in der Schweiz steigt der Druck. Mitte-Nationalrat Giorgio Fonio (40, TI) will die Plattformbetreiber zu einer Abgabe verpflichten. Die Höhe könnte sich an ihren Werbeeinnahmen, der Anzahl Nutzerinnen und Nutzer oder der Menge gesammelter Daten orientieren. Das Geld soll in einen Fonds fliessen, der «gezielt Massnahmen zur Medienkompetenzförderung, technische Schutzmassnahmen sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote finanziert».
Der Bundesrat hat kürzlich die Regulierung grosser Plattformen wie Google, Facebook oder Youtube auf die lange Bank geschoben. Nutzerinnen und Nutzer hätten so mehr Rechte bekommen. Doch wegen des anhaltenden Zollstreits mit US-Präsident Donald Trump (78) wollte die Landesregierung offenbar noch zuwarten, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten.