Darum gehts
- US-Botschafterin Callista Gingrich wartet auf Bestätigung durch den Senat
- Demokraten verzögern Bestätigung, bezeichnen Trumps Kandidaten als historisch schlecht
- Gingrich war von 2017 bis 2021 US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl
Die US-Botschaft in Bern muss noch immer ohne Chef auskommen. Der ehemalige Botschafter Scott Miller (46) musste nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump (79) seine Koffer packen. Auf seine Nachfolgerin Callista L. Gingrich (59) wartet die Schweiz nun schon eine ganze Weile.
Trump hat sie zwar schon vergangenen Dezember nominiert, doch die Bestätigung durch den Senat steht noch immer aus. Grund für die Verzögerung ist eine «historische Blockade», wie das Büro von John Thune (64) auf Anfrage der «SonntagsZeitung» schreibt. Thune ist Chef der republikanischen Mehrheit im Senat.
Mehrere Kandidierende, die Trump für verschiedene Jobs vorgeschlagen hatte, seien davon betroffen. Die Demokraten würden die nötige Bestätigung durch den Senat verzögern. Nun soll es für Gingrich bald so weit sein. «Sie wird kommende Woche bestätigt werden», so Thunes Büro.
«Historisch schlechte» Kandidaten
Die Behinderung der Demokraten bezeichnete Thune kürzlich als «unhaltbar». Wenn sich das nicht ändere, sei es möglich, dass bis zum Ende von Trumps Amtszeit nicht alle Stellen besetzt werden könnten.
Trumps Kandidierende seien «historisch schlecht», begründet Chuck Schumer (74) die Verzögerung. Er ist der demokratische Mehrheitsführer im Senat. Wenn nicht über die einzelnen Namen debattiert und abgestimmt werde, könne Trump künftig «noch schlimmere Personen» nominieren. Der Einspruch einzelner Senatoren kann tagelange Abstimmungen über Kandidaten erzwingen.
Trump-Vertraute
Gingrich und ihr Ehemann Newt Gingrich (82) gelten in Washington als enge Vertraute Trumps. Newt Gingrich tritt regelmässig im Fernsehsender Fox News als Verteidiger der Politik des Präsidenten auf. Bereits 2017 sagte er gegenüber der «Weltwoche» über seine Beziehung zu Trump: «Wir sind Brüder im Geist.» In den vergangenen Jahren veröffentlichte er mehrere Bücher, in denen er Trump als einen der grössten Präsidenten der US-Geschichte feiert.
Newt Gingrich selbst hatte 2012 versucht, US-Präsident zu werden, scheiterte jedoch in den Vorwahlen. Er blickt auf eine lange politische Karriere zurück. 1994 verhalf er den Republikanern nach 40 Jahren zur Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses – ein Erfolg, der als «republikanische Revolution» in die Geschichte einging und ihm den Titel «Man of the Year» des «Time Magazine» einbrachte. Als Vordenker des rechten Tea-Party-Flügels steht er für den Konservatismus der heutigen republikanischen Partei.
Callista Gingrich bringt bereits diplomatische Erfahrung mit: Von 2017 bis 2021 war sie unter Trump US-Botschafterin beim Heiligen Stuhl. Dort wurde sie von Papst Franziskus mit dem Piusorden ausgezeichnet – dem höchsten diplomatischen Ehrenzeichen des Vatikans. Schon damals galt ihr Mann als einflussreicher «Schattenbotschafter».