Darum gehts
- SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer zieht sich vorübergehend aus der Politik zurück
- Andere Zürcher Politikerinnen nahmen ebenfalls Auszeiten wegen Erschöpfung
- Cédric Wermuth nahm vor zwei Jahren eine zweimonatige Familienauszeit
Der Sitz von Mattea Meyer (38, ZH) im Nationalrat wird in der Wintersession leer bleiben. Am Sonntagabend hat die Co-Präsidentin der SP Schweiz auf Instagram angekündigt, dass sie sich vorübergehend aus dem politischen Betrieb zurückziehe.
In einer Mitteilung auf Instagram erklärte die Nationalrätin, sie verspüre eine «grosse Erschöpfung» und müsse «rechtzeitig die Notbremse ziehen», um langfristig arbeitsfähig zu bleiben. Sie bat darum, ihr die nötige Ruhe zu lassen, um in ihrem persönlichen Umfeld wieder zu Kräften kommen zu können.
Meyer trifft damit eine Entscheidung, die viel Courage erfordert. Wie der Zufall es will, waren es bisher alles Politikerinnen aus Zürich, die offen über starke Belastung sprachen – und eine Auszeit nahmen. Dank ihrer Offenheit rückte ein Thema in den Fokus, das häufig noch immer tabuisiert wird.
Rickli und Badran zogen sich ebenfalls zurück
Ein Burnout zwang Nathalie Rickli (49) 2012 zu einer fünfmonatigen Auszeit. Zwei Sessionen blieb die Zürcher SVP-Politikerin fern, bevor sie sich gesund genug für ein Comeback fühlte. «Am Anfang hatte ich das Gefühl, total versagt zu haben. Heute weiss ich, dass es der richtige Entscheid war», sagte sie zu ihrem Aufenthalt in einer Burnout-Klinik.
Das Burnout sei schleichend gekommen. Ihr Körper habe ihr davor zwei, drei Jahre lang Signale in Form von gesundheitlichen Problemen gesendet. Diese habe sie nicht ernst genommen – bis das Fass schliesslich übergelaufen sei, so Rickli offen.
Auch SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (64, ZH) legte 2022 eine Politik-Pause ein. «Die vielen Abwehrkämpfe der letzten Jahre, in die die SP gezwungen wird, haben mir – selbst wenn sie erfolgreich waren – physisch und psychisch zugesetzt», schrieb sie auf Facebook. Oft sei sie nach politischen Kämpfen ratlos und ermüdet, auch von der «in letzter Zeit zunehmenden Aggressivität und Respektlosigkeit gegenüber der Politik». Der Hausarzt habe ihr dringlich eine Auszeit verschrieben. Nach dreieinhalb Monaten kehrte sie wieder zurück.
Wermuth nahm Familienauszeit
Die Politik ist ein harter Job. Die politischen Geschäfte sind komplex, Parteiexponenten müssen für Niederlagen geradestehen, und die Medien fordern ständige Erreichbarkeit. Gerade Parteipräsidenten und Parteipräsidentinnen sind der Öffentlichkeit stark ausgesetzt. Und schliesslich sind politische Ämter in der Schweiz Milizämter, sie werden also oft nebenberuflich ausgeführt.
Während Meyers Abwesenheit wird Wermuth die Partei wohl alleine führen. Die umgekehrte Situation musste vor genau zwei Jahren Mattea Meyer stemmen: Ihr Co-Präsident Cédric Wermuth (39) nahm sich eine zweimonatige Familienauszeit. «Ich bin extrem gern Parteipräsident», sagte er bei seiner Rückkehr. «Aber es ist ein Job, den man 24/7 mit sich herumträgt. Es hört nie auf.»
Es sei nicht so, dass er im Dezember vor einem Burnout gestanden wäre, so Wermuth. «Aber wenn es noch lange so weitergegangen wäre, hätte die Gefahr vielleicht irgendwann bestanden.»