Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) sorgt sich um den Zusammenhalt im Land – und um das Erfolgsmodell Schweiz. Dieses könnte aufgrund der Inflation und steigender Lebenshaltungskosten zu bröckeln beginnen. «Viele Menschen in diesem Land fragen sich, wie sie in diesem Hochpreis-, Hochlohn- und Hochmietenland über die Runden kommen sollen», sagt der Noch-Parteipräsident im Interview mit der NZZ.
Als Warnsignal dafür sieht er, dass im Kanton Zürich eine «relativ harmlose» Unternehmenssteuerreform abgelehnt worden sei – oder dass das Volk trotz hoher Kosten der 13. AHV-Rente zugestimmt habe. «Es geht um Menschen, die Angst haben, dass das Geld bald nicht mehr reicht.»
«Rechtsliberale schaden sich selbst»
Pfister kritisiert die anderen bürgerlichen Parteien. «Die rechtsliberalen Kräfte, die jedes Bemühen um sozialen Ausgleich immer schon unter Linksverdacht stellen, schaden sich selbst», so der Zuger Nationalrat. Er selbst propagiert deshalb die von seiner Partei per Initiative angestossene Erhöhung der Ehepaarrenten bei der AHV, auch wenn diese sehr viel Geld kostet.
Die Schweiz habe Milliarden für die CS-Abwicklung bereitgestellt und während der Pandemie viel Geld ausgegeben. «Jetzt müssen wir nicht so tun, als hätten wir kein Geld für soziale Anliegen.»
Zuwanderung besser steuern
Von der politischen und wirtschaftlichen Elite fordert Pfister mehr Verzicht. So solle die Wirtschaft etwa auf Zuwanderung aus dem Ausland verzichten, der «Konsequenzen für die Wohnsituation, den öV oder die Schulen» habe. Die Zuwanderung müsse deshalb intelligenter gesteuert werden, sagt Pfister. Sonst gehe das «Bewusstsein für das kaputt, was die Schweiz ausmacht: ein offener Arbeitsmarkt, tiefe Steuern, starke Unternehmen sowie Bildung und Forschung, die ein innovatives Klima begünstigen».