Es ist ein Geschenk der besonderen Art: 50 Ebikonerinnen und Ebikoner, die überdurchschnittlich viel Steuern bezahlen, haben kürzlich Post von der Gemeinde bekommen. «Herzlichen Dank, dass Sie mit Ihrem Steuerbeitrag unsere Gemeinde stärken», heisst es in dem Brief, über den die «Luzerner Zeitung» berichtet. «Als Zeichen unserer Wertschätzung schenken wir Ihnen zwölf Eintritte in die Rotseebadi.» Dazu gabs einen handgefertigten Mini-Liegestuhl.
Es sei ein Ausdruck von Wertschätzung, sagte die Ebikoner Mitte-Finanzvorsteherin Susanne Troesch-Portmann gegenüber der «Luzerner Zeitung». Das Geschenk bekommt, wer ein «überdurchschnittliches Steueraufkommen» hat. Es sei eine symbolische Geste, so Troesch-Portmann. «Gemeinden stehen dabei in einem interkommunalen Vergleich vor besonderen Herausforderungen.» Der Gemeinde – sie ist Eigentümerin der Badi – kostet die Aktion jährlich rund 2000 Franken. Es gibt sie seit fünf Jahren.
Goodies nur für gute Steuerzahler selten
Markus Aregger, Co-Präsident der Grünen Ebikon, gibt sich irritiert. Die Geste verstosse auf grobe Weise gegen grundlegende Prinzipien. Es sähe so aus, dass Leute benachteiligt werden, die zu wenig Steuern bezahlen. «Wie, wenn reichere Familien zu günstigeren Preisen in die Badi gehen dürften als ärmere Familien. Das liesse sich auch nicht rechtfertigen.» Die Grünen wollen nun eine Anfrage im Gemeindeparlament einreichen.
Die Kritik sei nachvollziehbar, sagt Troesch-Portmann in der «Luzerner Zeitung». «Diese Rückmeldungen nehmen wir ernst.» Die Debatte werde bei künftigen Überlegungen zu Danksagungen berücksichtigt.
Solche Goodies für gute Steuerzahler sind selten. Dass jedoch Bürgerinnen und Bürger etwas vom Staat zurückbekommen, kommt durchaus vor. Wenn die Stadt Schaffhausen zum Beispiel einen ungeplanten Überschuss macht, soll künftig jeder Einwohner und jede Einwohnerin einen Check bekommen, darüber berichtete kürzlich der «Beobachter». Der Kanton Zug hingegen übernimmt nahezu gesamten Kosten für stationäre Spitalbehandlungen von Zuger Patienten und Patientinnen. Davon profitiert die ganze Bevölkerung.