Die USA sind von der Schwesterrepublik zum Problem geworden. Erst der Zollschock, dann der Krieg gegen die Pharmabranche, schliesslich die herablassende Nichtbeachtung der Schweiz durch Washington. Erfolglose Überseetrips von helvetischen Regierungsmitgliedern, Wirtschaftsvertretern und Diplomaten scheinen zur Gewohnheit zu werden.
Umso wichtiger wird jeder Effort für die Beziehungspflege. Just zu diesem Zeitpunkt – heute Sonntag – reist eine Gruppe von Topshots aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für vier Tage auf einer Wirtschaftsmission in die Vereinigten Staaten.
Das Spezielle daran: Es sind ausnahmslos Frauen. Aus dem Parlament sind alle grossen Parteien vertreten: die freisinnige Nationalratspräsidentin Maja Riniker (47), die Basler SP-Ständerätin Eva Herzog (63), die Zürcher FDP-Nationalrätin Regine Sauter (59), die Baselbieter Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (61) und die Berner SVP-Nationalrätin Katja Riem (28).
Die Reisekosten übernehmen sie selber
Von der Wirtschafts- und Verbandsseite sind Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl (62) dabei, Unternehmerin Bianca Braun (47, Maxon Group), Mirjam Staub-Bisang (56, VRP Blackrock Schweiz), Corine Blesi (49, Managing Director, NZZ Connect), Zattoo-Gründerin Bea Knecht (58), NZZ-Gruppe-Präsidentin Isabelle Welton (62), Economiesuisse-Public-Affairs-Leiterin Norina Frey (46) und HSG-Professorin Seraina Grünewald (42). Von der Bundesverwaltung dabei sind Seco-Diplomatin Andrea Rauber Saxer (57) und Botschafterin Alexandra Baumann (51).
Erste Station ist Washington D.C., wo bereits ein Austausch mit Kongressmitgliedern gesetzt ist, wie Maja Riniker auf Anfrage von Blick bestätigt. Offen ist, ob es zu einem Treffen mit dem Speaker des Repräsentantenhauses kommen wird. Nach der Bundeshauptstadt geht es weiter nach Houston in Texas, wo ein Besuch der Raumfahrtbehörde Nasa auf dem Programm steht.
Unterstützt wird die Reise vom Aussendepartement und dem Swiss Economic Forum, organisiert wurde sie von Economiesuisse. Für die Reisekosten allerdings kommen die Teilnehmerinnen selber auf.
In den Staaten dominiert das Thema Shutdown
Mit dem Zeitpunkt allerdings haben die Teilnehmerinnen Pech: Bis jetzt zeigen die Schweizer ohnehin schon Mühe, sich in den USA politisches Gehört zu verschaffen. Derzeit dürfte die Aufmerksamkeit für mitteleuropäische Kleinstaaten noch bescheidener sein, befinden sich die Amerikaner doch gerade in einem innenpolitischen Konflikt um die Gesundheitskosten und den Shutdown.
Pikant: Aufgegleist wurde die Reise bereits vor einem Jahr. Damals hat man noch damit rechnen können, dass heute mit Kamala Harris (60) eine Frau auf dem US-Präsidentenstuhl sitzt. Dass der Amtsinhaber heute Trump heisst, war ebenso wenig klar wie der Zollschock und der Feldzug gegen die Pharmabranche.
Wobei die Frage berechtigt wäre, ob es überhaupt einen idealen Zeitpunkt für eine diplomatische Amerikareise geben wird. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61), Wirtschaftsminister Guy Parmelin (65) und Seco-Chefin Helene Budliger (60) jedenfalls haben ihn noch nicht gefunden.