Darum gehts
- Genfer Gemeinde plant virtuelle Grenze mit Kameras gegen Einbrüche
- Automatische Nummernschilderkennung geplant, gesetzliche Grundlage fehlt noch
- Projekt kostet 1 Million Franken für 40 Kameras an Gemeindestrassen
Eine Genfer Gemeinde will sich künftig selbst um die Überwachung der Grenzen kümmern. Dafür plant Vandoeuvres eine Art «virtuelle Grenze» um das eigene Gebiet, wie die Genfer Zeitung «Tribune de Genève» berichtet. Vorgesehen ist die Kombination klassischer Kameras mit automatischer Nummernschilderkennung.
Rund 40 Kameras sollen an Gemeindestrassen sowie an den Ein- und Ausfahrten installiert werden. Kostenpunkt: etwa 1 Million Franken. Das Projekt soll gegen Einbrüche und sogenannte Homejackings schützen. Der Ausdruck bezeichnet einen Einbruch in Anwesenheit der Bewohner.
Keine gesetzliche Grundlage
Das Projekt war bereits vor einer Einbruchserie im vergangenen Sommer in Arbeit, wurde durch die Vorfälle jedoch beschleunigt. «Wir standen unter beträchtlichem Druck der Bevölkerung, vorwärtszumachen, doch das braucht Zeit», erklärt der zuständige Verwaltungsrat Maximilien Turrettini. Laut Turrettini erhöht die Videoüberwachung vor allem die Aufklärungsquote und trage so zur Reduktion der Kriminalität bei.
Die Umsetzung stösst jedoch auf ein juristisches Problem: Für die automatische Nummernschilderkennung auf Kantonsstrassen fehlt eine gesetzliche Grundlage. Die FDP hat deshalb eine Motion im Genfer Kantonsparlament eingereicht, die diese Lücke schliessen soll. Die Autoren des Vorstosses verweisen auf 13 Homejackings im Jahr 2024 und einen markanten Anstieg der Raubdelikte. Der Staatsrat hat die Motion bislang nicht beantwortet.
Breit abgestütztes Projekt
Um keine Zeit zu verlieren, will die Gemeinde Anfang Jahr trotzdem schon die Ausschreibung lancieren. Inklusive Nummernschilderkennung – auch wenn zunächst nur klassische Kameras in Betrieb gehen könnten. Nach kantonalem Datenschutzrecht dürfen Aufnahmen maximal sieben Tage gespeichert werden, ausser bei laufenden Strafverfahren.
Politisch geniesst das Projekt in Vandoeuvres breite Unterstützung. «Es besteht ein mehr als deutlicher Konsens», sagt Gemeinderat Eric Provini. Auch Nachbargemeinden zeigen Interesse: Collonge-Bellerive erklärte sich offen, dem Beispiel zu folgen.
Laut «Tribune de Genève» verzeichnete Vandœuvres 2024 insgesamt 60 Diebstähle, 36 Einbruchdiebstähle, 8 Diebstähle durch heimliches Eindringen sowie 25 gestohlene Fahrzeuge.