Darum gehts
- Schweizer Wirtschaftskapitäne trafen Trump im Oval Office
- Geschenke sorgen für Kontroverse, Fredy Gantner sieht diese als symbolische Gabe
- Trump reduzierte Strafzölle von 39 auf 15 Prozent nach Treffen
Als «fünf Könige» oder «Team Switzerland» werden sie betitelt: Fünf Wirtschaftskapitäne, die US-Präsident Donald Trump (79) bei einem Besuch im Oval Office mit teuren Geschenken und einem 200-Milliarden-Investitionsversprechen einen Zoll-Deal schmackhaft machten. Mit Erfolg: Trump gab einer Absichtserklärung grünes Licht, wonach die Strafzölle von 39 auf 15 Prozent sinken sollen.
Dass Trump dabei mit einem gravierten Goldbarren und einer Rolex-Tischuhr bezirzt wurde, hat nun ein juristisches Nachspiel. Juso und Grüne haben Anzeige wegen «Verdachts auf Bestechung fremder Amtsträger» erstattet. Jetzt spricht erstmals Unternehmer Alfred «Fredy» Gantner (57) über seine Rolle als Strippenzieher beim Zoll-Deal.
Gantner spricht von symbolischer Wirkung
In der SRF-Sendung «Gredig direkt» (heute Donnerstag um 22.30 Uhr auf SRF 1) verteidigt der Partners-Group-Mitgründer die Gaben an den US-Präsidenten. Es gehöre zu den Gepflogenheiten, dass man Geschenke mitbringe.
Er verwies auf deren symbolische Wirkung. Der Goldbarren als Symbol, wonach künftig mehr Gold in den USA raffiniert werden soll. Die Rolex als Zeichen dafür, dass die Schweiz bei der Handelsdefizit-Reduktion zuverlässig sein werde wie eine Schweizer Uhr. «Die Franzosen haben den Amerikanern mal die Freiheitsstatue geschenkt», meinte er schmunzelnd.
Budliger Artieda kontaktierte Gantner
Gantner erzählt auch, wie es zu seinem Sondereinsatz kam. Mit seiner Firma Partners Group ist er seit Jahrzehnten in den USA tätig – und verfügt dort über ein entsprechendes Netzwerk. So sitzt auch der frühere US-Botschafter Ed McMullen (61) im Advisory-Board einer Firma, die der Partners Group gehört.
McMullen brachte Gantner in Bundesbern als möglichen Türöffner ins Spiel. Am 2. August wurde er demnach von Helene Budliger Artieda (60), der Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), kontaktiert. Ein Austausch, in dessen Folge Möglichkeiten eruiert wurden, das Handelsdefizit herunterzuschrauben.
Im US-Kabinett herrsche eine «Geschäftsdeal-Mentalität» vor. Deshalb sei es auch wichtig gewesen, dass das Wirtschaftsteam mit Leuten besetzt worden sei, die Trump «kennt und sehr wertschätzt». Trump habe der Delegation sehr interessiert zugehört, so Gantner. «Ich hatte wirklich das Gefühl, er möchte eine Lösung finden.»
Eine halbe Stunde habe man im Oval Office verbracht. «Dann hat sich Trump umgedreht und den Handelsbeauftragten Jamieson Greer angeschaut und gefragt: ‹Ist der Schweizer Deal genug gut, dass wir ihnen die gleichen Bedingungen geben können wie die EU?› Und Greer sagte: ‹Mr. President, der Deal ist gut genug! Ich gebe Ihnen später mehr Details dazu in einer kleineren Runde.› Das war die ganze Sache.»
Lobende Worte für Bundesrat
Nur lobende Worte hat Gantner für Bundesrat und Verwaltung parat. Die Wirtschaftsleute hätten zwar als Türöffner gewirkt, die Führung sei aber immer beim Bund gelegen. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (66) windet er ein Kränzchen, ebenso dem Seco-Team: «Sie haben Tag und Nacht gekrampft, waren kreativ und standen auch hin.»
Die USA wollen die Zölle auf Schweizer Produkte von 39 auf 15 Prozent senken – dafür muss die Schweiz Präsident Donald Trump mehrere Zusagen machen. Was hältst du vom Zoll-Deal? Mach mit bei unserer Umfrage und sag uns deine Meinung! → Jetzt mitmachen! ←
Die USA wollen die Zölle auf Schweizer Produkte von 39 auf 15 Prozent senken – dafür muss die Schweiz Präsident Donald Trump mehrere Zusagen machen. Was hältst du vom Zoll-Deal? Mach mit bei unserer Umfrage und sag uns deine Meinung! → Jetzt mitmachen! ←
Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61), die nach einem misslungenen Trump-Telefonat viel Kritik einstecken musste, nahm er in Schutz. «Ich kann Frau Keller-Sutter überhaupt keine Vorwürfe machen, das war eine superschwierige Situation», so Gantner. Alle seien damals davon ausgegangen, dass der 10-Prozent-Deal stehe.
Dass sich im Gespräch mit Trump alles nur um das Handelsdefizit drehen würde, habe man so nicht voraussehen können. Dass danach Parmelin als Wirtschaftsminister die Verhandlungsführung übernommen habe, sei aber «die richtige, pragmatische Entscheidung» gewesen.
Hinweis: Die Sendung wurde aufgezeichnet, bevor die Strafanzeige bekannt wurde.