Hohe Abfindungen nach «G&G»-Aus
SRF kommt der eigene Sparplan teuer zu stehen!

Das Ende von «Gesichter & Geschichten» wird für SRF teurer als erwartet. Für grosszügige Abfindungen und Lohnfortzahlungen muss das Medienhaus rund eine Million Franken in die Hand nehmen.
Publiziert: 14.06.2025 um 11:53 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2025 um 12:43 Uhr
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Aus für «G&G»: Ende Juni flimmert die letzte Ausgabe über den Bildschirm.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten» wird eingestellt, führt zu hohen Kosten
  • Grosszügiger Sozialplan und mangelnde Planung verursachen Mehraufwand für SRF
  • 15 von 22 Angestellten verlassen das Unternehmen, Abfindungen bis zu Jahreslohn
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Das Aus von «Gesichter & Geschichten» wird für SRF teuer. Die eingeplante Einsparung von jährlich zwei Millionen Franken führt zuerst einmal zu erheblichen Ausgaben – ein schlechtes Omen für den gesamten SRG-Sparplan.

Wie CH Media schreib, seien die Gründe für den Mehraufwand vielfältig. Einerseits gebe es einen grosszügigen Gesamtarbeitsvertrag und einen noch grosszügigeren Sozialplan. Andererseits liege vieles auch an der mangelhaften Planung von SRF-Chefredaktion Nathalie Wappler (57).

Grosszügiger Sozialplan

Von den 22 «G&G»-Angestellten verlassen gleich 15 das Unternehmen. Viele von ihnen sind aufgrund der guten Arbeitsatmosphäre schon lange dabei. Das wird jetzt für SRF zur Herausforderung: Der Gesamtarbeitsvertrag zwischen der SRG und dem Schweizer Syndikat Medienschaffender sieht vor, dass Mitarbeiter ab 40 Jahren mit mindestens zehn Dienstjahren eine Abgangsentschädigung von sechs Monatslöhnen erhalten. Für jedes weitere Dienstjahr kommt ein Monatslohn hinzu, bis zu maximal zwölf Monatslöhnen.

Einige Mitarbeiter von «G&G» erfüllen diese Kriterien – und erhalten somit einen Jahreslohn als Abfindung. Ebenfalls erhalten sie eine sogenannte «Outplacement-Beratung», um bei der Jobsuche zu unterstützen.

Besonders kostspielig kann es für SRF dann werden, wenn die entlassenen Mitarbeiter keine neue Stelle finden. In dem Fall muss das Unternehmen bis zu einem Jahr lang die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und dem vorherigen Lohn zahlen.

Der abgestufte Abbau führt zu Mehrkosten

Ein zusätzliches Problem: die Kürzungen der Arbeitspensen. Der Sozialplan der SRG sieht vor, dass Mitarbeiter bei einer Pensenreduktion für zwei Jahre den ursprünglichen Lohn erhalten. Bei mehrfachen Kürzungen innerhalb eines Jahres kumulieren sich diese Ansprüche sogar.

Die unkoordinierte Vorgehensweise der SRF-Direktion hat die Situation verschärft: Zunächst wurde bei «G&G» eine lange Sommerpause verordnet, dann Pensen reduziert und schliesslich die Sendung ganz eingestellt. Diese schrittweise Kürzung führt nun zu längerfristigen finanziellen Verpflichtungen.

Insgesamt belaufen sich die Kosten für Abgangsentschädigungen und Lohnfortzahlungen auf etwa eine Million Franken. Ein SRF-Journalist bezeichnet die Bestimmungen im Gesamtarbeitsvertrag und Sozialplan gegenüber CH Media als «grandios», ein anderer spricht von «goldenen Fallschirmen» für gewöhnliche Mitarbeiter.

SRF betont jährliche Entlastung

Das Schweizer Fernsehen selbst möchte sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht zu Details äussern. Man betont jedoch, dass die Einsparungen durch den Verzicht auf das Angebot nachhaltig seien und das Budget jährlich entlasten würden.

Das Syndikat Medienschaffender hält sich ebenfalls bedeckt. Zentralsekretärin Silvia Dell'Aquila erklärt lediglich: «Der Sozialplan mit der SRG ist gut, ja, aber er liegt nicht ausserhalb des Rahmens.»

Die letzte Sendung von «Gesichter & Geschichten» wird Ende Juni ausgestrahlt. Von den vier Moderatoren dürfen zwei mit einem reduzierten Pensum beim Radio weiterarbeiten. Über die Zukunft von Jennifer Bosshard (32), dem Aushängeschild der Sendung, ist nichts bekannt.

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