Höchster Ja-Anteil zur Juso-Initiative
Sind die Basler undankbar?

Die Roche-Erben finanzieren in Basel unzählige kulturelle Institutionen. Trotzdem zählt der Kanton Basel-Stadt den höchsten Ja-Anteil bei der Erbschaftssteuer-Initiative. Warum?
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In Basel-Stadt stimmten immerhin rund ein Drittel der Stimmbürger für die Juso-Initiative.
Foto: IMAGO/Zoonar

Darum gehts

  • Basel-Stadt stimmt Erbschaftssteuer-Initiative mit 33 Prozent zu, höchster Anteil schweizweit
  • Kanton abhängig von Grossunternehmen, Roche-Familien finanzieren wichtige Kulturinstitutionen
  • Basel-Stadt hat kein bürgerliches Umland, Stadt Bern stimmte mit 50,75 Prozent zu
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

33 Prozent – das ist der höchste Anteil an Ja-Stimmen, den die Juso-Initiative für eine Erbschaftssteuer in einem Schweizer Kanton erzielen konnte. Es sind ausgerechnet die Stadtbasler und Stadtbaslerinnen, die der Initiative zu immerhin über einem Drittel zustimmten. 

Dabei ist Basel-Stadt wie kaum ein anderer Kanton abhängig von einzelnen Grossunternehmen und deren Eigentümerfamilien. Mit Roche und Novartis haben zwei der weltweit grössten Pharmakonzerne hier ihren Hauptsitz. Und die Roche-Familien Hoffmann und Oeri hinterlassen ihre Spuren nicht nur in der Wirtschaft: Als bedeutende Mäzene finanzieren sie etwa den Basler Zoo, das Kunstmuseum, Professuren, die Musik-Akademie und eine Vielzahl weiterer Kulturinstitutionen.

Kein bürgerlich geprägtes Umland

Wieso sind die Basler und Baslerinnen ihren Reichen gegenüber so skeptisch? Letztere haben während des Abstimmungskampfes deutlich gemacht: Bei einem Ja hätten viele die Schweiz verlassen, da ein Grossteil ihrer Vermögen in den Unternehmen steckt. 

Der Hauptgrund für das vergleichsweise hohe Ja-Ergebnis liegt in der politischen Struktur des Kantons. Basel-Stadt hat kein bürgerlich geprägtes Umland, dass die höhere Zustimmung im Zentrum ausgleichen würde, wie das etwa in Bern oder in Zürich der Fall ist. So sticht der Kanton bei Abstimmungen regelmässig hervor. 

Auch bei anderen Themen ist der Kanton linker als der Rest der Schweiz. So hat die Stadt etwa die günstigsten Kitas, verlangt höhere Parkgebühren von SUV-Fahrern und hat den strengsten Mieterschutz. Auch mit dem progressivsten Gleichstellungsgesetz darf sie sich auszeichnen. 

Andere Städte sagen noch deutlicher Ja

Allerdings darf der hohe Ja-Anteil auch nicht überbewertet werden. So ist Basel nicht skeptischer gegenüber Reichen als andere grosse Städte. In Luzern waren es 32,4 Prozent – also ähnlich viel wie in Basel. St. Gallen kam immerhin auf 28,7 Prozent Ja-Anteil. 

Bern hat der Initiative für eine Erbschaftssteuer mit 50,75 Prozent sogar zugestimmt. Auch die Stadt Zürich sagt mit 41,5 Prozent deutlicher Ja als Basel. Lausanne kam auf knapp 48 Prozent Ja-Stimmen und Genf auf fast 40 Prozent. 

Vielleicht haben die Zuwendungen der Roche-Erben die Basler und Baslerinnen also doch etwas milder gestimmt.

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