Darum gehts
- Doppelrolle eines Mitarbeiters des Bundesamts für Landwirtschaft sorgt für Kritik
- Der Bundesangestellte ist in der Freizeit auch Co-Präsident einer kantonalen WWF-Sektion
- SVP-Nationalrat Haab warnt vor Interessenkonflikten und fehlender Unabhängigkeit
Lässt sich das unter einen Hut bringen? Im Bundeshaus sorgt eine Doppelrolle für Aufsehen: Ein Angestellter des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW), der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Klima arbeitet, ist gleichzeitig Co-Präsident einer Kantonssektion der Umweltorganisation WWF. Seit die «Bauernzeitung» die Personalie publik machte, wächst die Sorge unter Landwirtschaftspolitikern.
SVP-Nationalrat Martin Haab (63), Präsident des Zürcher Bauernverbandes, sagt zu Blick: «Das ist eine heikle Doppelrolle.» Er warnt vor Interessenkonflikten und spricht von fehlender Unabhängigkeit. Der WWF habe sich in der Agrarpolitik klar positioniert, so Haab. «Die Organisation macht sich für eine Reduktion der Nutztierhaltung stark.» Das sei ihr gutes Recht, widerspreche aber der aktuellen Landwirtschaftspolitik. «Wie neutral ist das Bundesamt damit noch?»
Der Bund weist die Bedenken zurück
Nun muss sich auch der Bundesrat mit dem Thema befassen. In der Fragestunde von kommender Woche will Haab von Landwirtschaftsminister und Parteikollege Guy Parmelin (65) wissen, wie er die Konstellation bewertet. Kann eine Trennung der Arbeit beim Bund und des Engagements beim WWF gewährleistet werden?
Eine Blick-Anfrage wird direkt von Parmelins Departement beantwortet: Man äussere sich vorerst nicht näher – mit Verweis auf die hängige Eingabe in der Fragestunde. Gegenüber der «Bauernzeitung» hatte das BLW zuvor erklärt, über das WWF-Engagement des Mitarbeiters informiert zu sein. Interessenkonflikte seien keine erkennbar. Der betroffene Mann bekleide keine Führungsposition beim Bund und habe zugesichert, bei agrarpolitischen Entscheiden der WWF-Sektion jeweils in den Ausstand zu treten.
Ähnlich liess sich auch der WWF verlauten. Beim Co-Präsidium handle es sich um ein ehrenamtliches Mandat, hiess es gegenüber der «Bauernzeitung». Es beinhalte rein strategische Begleitung auf kantonaler Ebene.
SVP-Haab warnt vor «ideologischen Haltungen»
Überschneidungen mit der Bundesebene gebe es nicht. «Mit Projekten wie ‹Natur verbindet› zeigen wir, dass Naturschutz und Landwirtschaft nicht Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig stärken können», liess sich der WWF weiter zitieren. Die Organisation betonte zudem: Es sei ein Gewinn, dass im Vorstand auch jemand mit landwirtschaftlichem Hintergrund vertreten sei.
SVP-Nationalrat Haab reichen solche Zusicherungen nicht, um Bedenken auszuräumen. Er fordert: «Der Bundesrat muss garantieren, dass ideologische Haltungen die Weiterentwicklung der Agrarpolitik nicht beeinflussen.»