Darum gehts
Remo Bill (74, SP) wurde nach langjähriger Amtszeit als Grenchens Vizestadtpräsident abgewählt
Politiker in Grenchen streiten sich nach seiner Abwahl öffentlich
- Barbara Banga kritisiert den Ex-SP-Politiker für eine Zusammenarbeit mit Bürgerlichen
Jetzt fliegen in Grenchen SO wieder die Fetzen! Politiker aus der Uhrenstadt am Jurasüdfuss geben sich öffentlich Saures. Da wird über eine blonde Frau ebenso hergezogen wie hämisch zur Abwahl gratuliert.
Was ist passiert? Ende November wurde der langjährige Vizestadtpräsident Remo Bill (74, SP) abgewählt. Das war eine grosse Schlappe für dessen SP. Neuer Vize-Stapi wurde stattdessen ein GLP-Mann, dessen Partei nur wenige Wähleranteile in der Stadt hat.
«Schöne Nichtwahlfeier wünsche ich dir!»
Und nun kommt es zur Abrechnung unter den Linken: Barbara Banga (62), die Ehefrau des früheren SP-Stadtpräsidenten und Nationalrats Boris Banga (76), geht mit SP-Politiker Bill hart ins Gericht. Dabei dürfte es nicht nur um eine persönliche Abrechnung gehen, sondern auch um einen Richtungsstreit in der Grenchner Linken.
Die frühere First Lady von Grenchen lässt ihren Frust darüber aus, dass sich Linke und Bürgerliche in den letzten Jahren nicht mehr bekämpft hätten, sondern sich gemeinsam arrangierten. Sie vereinbarten Ziele, stritten wenig und gingen nett miteinander um. Obwohl grösste Oppositionspartei, stand die SP zu vielen Beschlüssen der bürgerlichen Mehrheit.
«Es ist mir eine grosse Freude, dir zur Nichtwahl zu gratulieren», schrieb die langjährige SP-Kantonsrätin Barbara Banga dem abgewählten SP-Mann Remo Bill. «Du hast dich mit den Bürgerlichen in ein Boot gesetzt. Mancher Genosse hat sich deswegen dreimal im Grab umgedreht. Schäm dich!» Und dann haut die Ex-Politikerin nochmals drein: «Ich sage dir jetzt: Du hast schon lange nichts mehr zu melden! Schöne Nichtwahlfeier wünsche ich dir!»
«Das kann so nur eine Blondine schreiben»
Warum das die Öffentlichkeit weiss? Der Schlagabtausch findet öffentlich statt. Bill hat die «Gratulation» in den sozialen Medien veröffentlicht und Banga an den Pranger gestellt. Diese wehrt sich nun und veröffentlicht ihrerseits Nachrichten, die Bill ihr geschrieben hat.
So lautete offenbar Bills Antwort an Banga: «Das kann so nur eine Blondine schreiben.» Darüber wiederum entrüstete sich Banga: «Frauenfeindlicher geht es gar nicht mehr, und das von einem SP-Mann.»
Der Schlagabtausch erinnert an alte Zeiten: Als Bangas Mann Boris Stadtpräsident war, flogen in Grenchen oft die Fetzen. In – teils anonymen – Kommentaren auf einem Internetportal wurde einander aufs Dach gegeben. Das Ehepaar Banga stritt gerne. Grenchner Lokalpossen und Schlammschlachten schafften es in die nationale Presse. «Der streitlustigste Politiker», titelte der «Tages-Anzeiger» einmal über Boris Banga. Die Ironie der Geschichte: 2013 wurde er abgewählt.