Darum gehts
- Linkste und rechteste Parlamentarier kommen aus Bern: Aline Trede und Erich Hess
- Parteien im Nationalrat stimmen einheitlicher ab, Abweichungen von Parteilinie selten
- Hess erhält Wert 9,7 auf Skala von –10 bis 10, Trede –9,1
Die linkste Parlamentarierin und der rechteste Parlamentarier haben etwas gemeinsam: Sie kommen beide aus der Stadt Bern. Erich Hess (44) von der SVP ist der Nationalrat, der am weitesten rechtsaussen politisiert. Das zeigt eine neue Analyse der «NZZ». Am anderen Ende der Skala ist die Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (42) zu finden.
Die Zeitung wertet jeweils die ideologische Ausrichtung aller National- und Ständeräte auf einer Skala von –10 (links) bis 10 (rechts) aus. Hess erhält den Wert 9,7, Trede praktisch das Gegenteil: –9,1.
Wie ticken Trede und Hess?
Aline Trede politisierte zum ersten Mal von 2013 bis 2015 im Nationalrat. Im Mai 2018 wurde sie erneut gewählt. Seit einigen Jahren ist sie auch die Fraktionschefin der Grünen. Im kommenden Jahr könnte ihre Zeit im Bundeshaus jedoch enden: Sie will in die Berner Kantonsregierung gewählt werden. Trede soll im kommenden März den Sitz von Regierungsrätin Christine Häsler (62) verteidigen, die nicht mehr zur Wahl antritt.
Erich Hess sitzt seit 2015 in der grossen Kammer. Er kümmert sich dabei um die Sicherheitspolitik und präsidierte bis vor kurzem die Geschäftsprüfungskommission. National bekannt wurde Hess einst als Präsident der Jungen SVP. Er gilt als Hardliner in der Partei – der immer mal wieder mit Provokationen zu reden gab.
Grüne linker als SP
Gleich hinter Hess ist SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (46) mit 9,1 zu finden. Die gemässigsten SVPler sind Thomas Hurter (62) und Jacques Nicolet (60). Sie bekommen jeweils den Wert 6,6.
Die Grünen politisieren gemäss der Auswertung linker als die SP. Die moderateste Grüne ist die Bernerin Christine Badertscher (43). Mit einem Wert von –8,1 ist sie noch immer linker als der Genfer SPler Christian Dandrès (44).
Polarisierung kaum zugenommen
In den vergangenen zwei Jahren haben die Parteien im Nationalrat deutlich einheitlicher abgestimmt. Mittlerweile überlappe das Stimmverhalten von Abgeordneten zwischen den Fraktionen nicht mehr. Auch Abweichungen von der Parteilinie gibt es nur noch selten, wie das am Mittwoch publizierte Rating ergab.
In den letzten Jahren habe die Polarisierung im Nationalrat kaum merklich zugenommen, wie aus dem Rating hervorgeht. Generell verhalte sich das Stimmverhalten stabil. Einzig bei der Mitte wurde eine leichte Links-Tendenz festgestellt. Innerhalb der SVP liegt das Stimmverhalten am weitesten auseinander. Im Vergleich dazu sei die ideologische Spannbreite innerhalb der SP-Fraktion um ein Vielfaches kleiner.
Verglichen mit SP und Grünen seien die Differenzen innerhalb von FDP und Mitte grösser, ergab die Datenanalyse. Zwar hätten die Bürgerlichen geschlossener gestimmt als in der Vergangenheit, von der Parteidisziplin von Links-Grün sei man aber trotzdem noch ein gutes Stück entfernt.
Die Ratingwerte der Nationalratsabgeordneten wurden anhand der «DW-Nominate»-Methode berechnet. Diese wurde ursprünglich für den US-amerikanischen Kongress entwickelt.