Darum gehts
- Schweizer Luftwaffe: Zuhause kritisiert, im Ausland geschätzt
- SP möchte Zusammenarbeit bei der Luftwaffe zwischen der Schweiz und Österreich
- Österreichische Leser der «Kronen Zeitung» zeigen sich begeistert von der Idee
Zuhause eher flop, im Ausland top: So kann man den Ruf der Schweizer Luftwaffe in etwa beschreiben. Hierzulande steht die Fliegertruppe nach dem Fixpreis-Debakel rund um den F-35-Kampfjet in der Kritik.
Ganz anders ennet der Grenze: Die Österreicher zeigen sich fast schon begeistert von der Idee einer Zusammenarbeit mit der Schweizer Luftwaffe. Oder zumindest die Leserinnen und Leser der Wiener «Kronen Zeitung». Diese finden die Idee ziemlich gut, wie sie in den Kommentaren zu einem entsprechenden Artikel schreiben.
Der Hintergrund: Die SP Schweiz hat kürzlich ein neues Positionspapier zur Luftverteidigung geschrieben. Darin hält sie eine Zusammenlegung der Schweizer und der österreichischen Luftwaffe für «denkbar», wie die «SonntagsZeitung» berichtet hat. So könnten Kosten gespart und die Sicherheit erhöht werden. Das Ziel der SP: keine F-35 kaufen, sondern leichtere Kampfjets und mehr Luftabwehr am Boden.
In der Schweiz kam die SP-Idee nicht zum Fliegen. Die österreichische «Kronen Zeitung» brachte die Geschichte diese Woche aber gross. Rund 300 Kommentare gab es.
«Schweizer schaffen nicht einmal 13. Pension»
Erstaunlich dabei: Die Österreicherinnen und Österreicher geizen nicht mit Lob. «Die Schweiz ist sicher ein zuverlässiger Partner, ein Versuch ists sicher wert», steht da etwa. Ebenso: «Österreich könnte viel von der Schweiz lernen!» Leserin Antenne findet: «Wir könnten nur profitieren, wenn wir eng mit der Schweiz zusammenarbeiten.» Der Tenor ist überraschend oft positiv, besonders gut weg kommt bei den österreichischen Lesern das direktdemokratische System der Schweiz.
Einige kritische Kommentare gibt es dann aber doch. «Achtgeben müsste man, von den klugen Eidgenossen nicht über den Tisch gezogen zu werden», findet 12Konrad. KroneLeser07 hält grundsätzlich wenig von der Idee, denn: «Die Schweizer schaffen nicht einmal, die 13. Pension auf den Weg zu bringen.»
Klare Gegner der Idee finden sich ebenso, auch wenn sie deutlich in der Minderheit sind. «Völlig idiotisch und realitätsfern. Eine eigene Luftwaffe zu haben, ist essenziell», schreibt Martin D. Die Schweiz und Österreich könnten im Ernstfall durchaus unterschiedliche Ansichten über Einsätze haben. Bedenken löst etwa auch aus, dass die Schweiz den F-35 aus amerikanischer Produktion kaufen will. Dieser sei zu teuer und im Ernstfall wäre man zu stark von Amerika abhängig, lautet die Kritik.
Verteidigungsministerium sagt klar Nein
Auch Spott über das eigene Land findet sich in den «Krone»-Kommentaren. «Das geht für Österreich gar nicht. Das wäre viel zu billig», findet einer. Und Leserin Yessica schreibt höhnisch: «Weiss der Schweizer denn noch nicht, dass sich Österreich momentan gerade mal eine Packung Schweizerkracher leisten kann.»
MoLu21 findet mit Blick auf das Schweizer Fixpreis-Desaster und andere Beschaffungspannen: «Die beiden Länder wären, was Dilettantismus, Intransparenz und Korruption bei Rüstungsgütern betrifft, schon mal auf demselben Level.»
Viel zurückhaltender gibt sich das offizielle Österreich. Das Verteidigungsministerium des Nachbarstaates betont gegenüber der «Kronen Zeitung» so nett wie diplomatisch, dass man gut mit der Schweiz zusammenarbeite, etwa beim Schutz des Weltwirtschaftsforums in Davos. Letztlich kommt aus Wien aber ein Nein: «Der Schutz unseres eigenen Luftraums ist auch eine zentrale Aufgabe unserer Streitkräfte. Österreich muss und wird seinen Luftraum immer eigenständig schützen», wird das Verteidigungsministerium im «Kronen Zeitung»-Bericht zitiert.