Darum gehts
- Bundesratskeller: Geheimnis gelüftet, Einblick in Weinauswahl gewährt
- Jahresbudget von 70’000 Franken, davon ein Viertel für Bier und Mineralwasser
Der Weinkeller des Bundesrats gilt seit Jahren als gut gehütetes Geheimnis. Im Keller des Von-Wattenwyl-Hauses in der Berner Altstadt liegen die Tropfen, welche die Schweizer Regierung an besonderen Anlässen ihren Gästen ausschenkt.
Bisher war man beim Bund strikt. Anfragen, was da im Keller liege oder ob man den Keller besichtigen könne, wurden jedes Mal abschlägig beantwortet. Ein hartnäckiger Journalist zog seine Anfrage jedoch bis ans Bundesverwaltungsgericht weiter und bekam dort recht.
Für das Gericht fällt der Bundesratskeller nicht unter die Geheimhaltung. «Die Bundeskanzlei verkennt, dass der Weinkeller mit öffentlichen Mitteln finanziert wird und somit ein berechtigtes öffentliches Interesse an Transparenz besteht», heisst es im Urteil.
Nur heimischer Wein
Nun hat der Journalist von RTS Einblick in den Keller erhalten. Edle Tropfen, etwa aus dem Bordelais, finden sich dort nicht. Im Beitrag berichtet er, dass die Auswahl der Weine strengen Regeln unterliege: Sie müssen aus der Schweiz stammen und dürfen pro Flasche nicht mehr als 35 Franken für Rotwein und 25 Franken für Weisswein kosten.
Jacques Chapatte, Informationsbeauftragter der Bundeskanzlei, erklärt gegenüber RTS: «Die Präferenzen der Bundesräte widerspiegeln sich hier im Keller. Sie servieren gerne Wein aus ihrem Heimatkanton, auch wenn dies nicht verallgemeinert werden kann.»
Auch ein «Ignazio» ruht hier
So wissen wir nun, dass ein Weisswein aus Baar ZG, der Heimat von Martin Pfister (62), im Bundesratskeller lagert oder ein Merlot mit dem Namen Ignazio. Wem Aussenminister Ignazio Cassis (64) diesen kredenzte, bleibt jedoch weiterhin geheim.
Mit einem Jahresbudget von etwa 70’000 Franken, wovon jedoch ein Viertel für Bier und Mineralwasser verwendet wird, ist die Auswahl beachtlich. Um die Qualität der Weine zu beurteilen, befragte RTS einen Sommelier, was er von den Tropfen halte.
Nicht mehr als 60 Flaschen
Weinexperte Antoine Sicard sagt zum bisher gut gehüteten Schatz: «Man trinkt ziemlich gut bei den offiziellen Empfängen, es könnte aber noch besser sein.» Er sieht Potenzial für eine noch breitere Repräsentation der Schweizer Weinvielfalt durch die Aufnahme weniger bekannter einheimischer Rebsorten. Er fügt an, man könne sich auch mit weniger als 35 Franken eine Freude machen, prestigeträchtige Schweizer Flaschen seien jedoch bei diesem Budget nicht zu erwerben.
Ausnahmen von der Preisregel gibt es nur für preisgekrönte Weine, beispielsweise für Träger des Grand Prix du Vin Suisse. Zudem ist die Bestellmenge pro Produzent auf 60 Flaschen und 5000 Franken jährlich begrenzt.