Darum gehts
- E-ID soll digitales Ökosystem schaffen und Alltag vereinfachen
- Elektronisches Patientendossier könnte mit E-ID verknüpft werden
- Seit 2024 läuft in mehreren Kantonen Pilotprojekt mit elektronischem Lernfahrausweis
An der E-ID hängen viele Träume. Der elektronische Identitätsnachweis soll sich in den nächsten Jahren langsam zum Gesamtpaket entwickeln. Denn wird das Gesetz am 28. September vom Stimmvolk goutiert, sagt es gleichzeitig auch Ja zu einem digitalen Ökosystem.
Mit der «Vertrauensinfrastruktur» des Bundes soll der Alltag der Schweizerinnen und Schweizer auch in der digitalen Welt abgewickelt werden können. Dafür hat der Bund die App «Swiyu» entwickelt, die neben der E-ID auch als Portemonnaie für weitere Anwendungen dient. Blick zeigt einige mögliche Einsätze auf.
Mieten, Umziehen, Wohnen – alles digital
Wer eine Wohnung sucht, muss oftmals tief in die Tasche greifen. Stichwort: Betreibungsregisterauszug. Haben Mieterinnen und Mieter ein geeignetes Inserat entdeckt, braucht es für eine korrekte Bewerbung ein gedrucktes Original von der Gemeindeverwaltung. Dieses ist gebührenpflichtig. Werden mehrere Wohnungen ins Auge gefasst, muss also mehrfach bezahlt werden.
Mit Swiyu könnte diese Hürde aus dem Weg geräumt werden: Mittels E-ID wäre es möglich, den Auszug vollständig digital bei der Gemeinde zu beziehen und ins eigene Portemonnaie zu laden. Von dort könnte er direkt an mehrere Verwaltungen übermittelt werden – ohne Mehrfachgebühren. Die Vermieter benötigen dafür lediglich die vom Bund zur Verfügung gestellte Verifizierungs-App.
Auch wenn endlich die Traumwohnung ergattert wurde, spart man sich mit Swiyu Zeit und Geld: Adressänderungen oder Wohnsitzbestätigungen könnten genauso mittels E-ID und digitalem Wallet abgewickelt werden.
Elektronisches Patientendossier ohne Kinderkrankheiten
Das elektronische Patientendossier (EPD) ist ein Desaster. Statt einer landesweiten Plattform unter der Führung des Bundes entstand aus der digitalen Krankenakte ein verzetteltes System: Leistungserbringer schlossen sich in sogenannten Stammgesellschaften zusammen, von denen jede eine eigene Infrastruktur erarbeitete. Der Datenaustausch zwischen Spitälern, Ärztinnen und Patienten wird dadurch zum Spiessrutenlauf. Das Resultat: Kaum eine Schweizerin oder ein Schweizer hat ein EPD.
Der Bund will nun nach langem Zögern das Ruder herumreissen und das EPD zentralisieren. So teilte es der Bundesrat im Juni mit. Mit der E-ID könnte das «neue» EPD auch zum Swiyu-Anhängsel werden. Ob Rezepte, Abrechnungen oder Krankenkassenwechsel – über E-ID und Wallet könnten die Krankenakten der Schweiz sicher und zuverlässig verwaltet werden. Konkret geworden ist der Bund bisher aber nur bei einem Gesundheitsthema: Zumindest der Organspendeausweis auf Widerruf soll mit der E-ID verknüpft werden.
Schneller im Auto oder ÖV
Der elektronische Autoschein steht in den Startlöchern: Laut dem Bund soll der Führerausweis bereits kurz nach dem E-ID-Start in die Swiyu-App integriert werden. Für einige angehende Autofahrerinnen und Autofahrer ist das E-Billett sogar schon Realität. Seit 2024 läuft in mehreren Kantonen ein Pilotprojekt mit dem elektronischen Lernfahrausweis. Auch im ÖV wäre es denkbar, dass Abonnemente zukünftig mit der digitalen Plattform verknüpft werden.
Auch die direkte Demokratie könnte digital werden
Das Schweizer Demokratieverständnis wurde durch den Unterschriften-Bschiss zerrüttet. Der Bund und involvierte Interessensgruppen arbeiteten zwar im Nachgang eine unverbindliche Charta aus, um das unsaubere Sammeln von Signaturen zu unterbinden.
Die E-ID könnte Initiativen und Referenden jedoch sicherer gestalten: Digitale Unterschriften, sogenanntes E-Collecting, wären direkt staatlich beglaubigt. Das würde gleichzeitig auch die Ressourcen der Gemeinde-, Kantons- und Bundesverwaltung schonen.