Darum gehts
- Die Krankenkassenprämien steigen auch nächstes Jahr wieder
- Wegen Trump wollen Novartis & Co. Medikamentenpreise bei uns erhöhen
- Kann sich der Bundesrat dagegen wehren?
Donald Trump schwingt den nächsten Zollhammer: 100 Prozent Abgaben auf Medikamente. Nur Firmen, die neue Werke in den USA bauen, sollen verschont bleiben. Ob Schweizer Pharmakonzerne direkt betroffen sind, ist noch unklar – sicher ist nur: Der Druck steigt. Und wir alle werden es spüren.
Schon vor Wochenfrist kündigte Novartis-Chef Vasant Narasimhan in der «NZZ» an, die Preise in der Schweiz müssten angepasst werden. Sie seien «viel zu tief». Mit einem Jahressalär von 19,2 Millionen Franken kann er gut reden.
Trumps Wähler machen Druck
Steigen die Preise, steigen auch die Kosten für die obligatorische Krankenversicherung – und damit die Prämien. Was Konzerne wie Novartis als Kostenoptimierung verkaufen, ist ein Angriff auf die Mittelschicht. Und auf den Kitt unserer Gesellschaft. Die Zeche zahlen Familien, Alleinerziehende, Geringverdiener – und bald: wir alle.
Die Drohgebärden aus Washington sind der Hebel der Pharma. In den USA sind Medikamente absurd teuer, Trumps ärmere Wähler erwarten Entlastung. Weil es dort keine staatliche Preisregulierung gibt, knöpft Trump sich die ausländischen Konzerne vor. Sie sollen in den USA produzieren und anderswo höhere Preise verlangen. Auch bei uns.
Doch die Schweiz ist längst kein Billigmarkt. Generika sind hier deutlich teurer als in vergleichbaren Ländern, wie Preisüberwacher Stefan Meierhans feststellt. Bei Originalpräparaten herrscht oft Intransparenz, Preise werden geheim ausgehandelt.
Die Stimmung im Volk kippt
Damit klar ist: Die Pharmaindustrie ist für die Schweiz enorm wichtig. Sie erwirtschaftet zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts. Deshalb gilt es, den Standort zu stärken: mit gezielter Forschung, Förderung von Innovation, strategischer Unabhängigkeit bei Impfstoffen und Antibiotika, schnelleren Zulassungsverfahren. Davon profitieren nicht nur Novartis & Co., sondern das ganze Land. Der Staat muss beweglicher werden – allen voran das Bundesamt für Gesundheit. Doch bei den Medikamentenpreisen einknicken? Das wäre fatal.
Denn die Stimmung kippt, wenn die Politik kein Rezept gegen ständig steigende Gesundheitskosten findet – oder gar nicht finden will, weil zu viele in Bern in der Gesundheitsindustrie mitverdienen. Das Ja zur 13. AHV-Rente hat gezeigt: Wer Kaufkraft verliert, holt sie sich zurück – notfalls mit der Brechstange, egal, wie das Ganze finanziert werden soll.
Schon die Zollschmach mit Trump hat die Schweiz Milliarden gekostet. Wenn Bundesbern nun auch bei den Medikamentenpreisen einknickt, wird es richtig teuer – für alle. Nicht nur wirtschaftlich. Auch politisch und gesellschaftlich. Amerikanische Verhältnisse? Wollen wir nicht.