Darum gehts
- Vier Grenadier-Rekruten in Spital nach Selektion in Tessiner Kaserne
- Grenadier-Ausbildung stellt extreme physische und psychische Anforderungen
- Einer der Betroffenen befand sich kurzzeitig im künstlichen Koma
In der Kaserne Isone TI mussten am Mittwoch vier Rekruten ins Spital gebracht werden. Es handelt sich dabei um Grenadier-Rekruten. Durch die extreme Hitze sind einige während einer Selektionsübung dehydriert. Die Armee hat den Vorfall bestätigt.
Eine Lesereporterin meldete sich mit dem Vorfall bei Blick. Einer der Rekruten, der momentan die Grenadier-Ausbildung in Isone bestreitet, sei mit ihr verwandt. «Am Dienstag gab es in der Kaserne einen achtstündigen Test der Rekruten – trotz Hitze», beschreibt sie Blick die Situation.
Harte Anforderungen an Grenadiere
Auf Anfrage konkretisiert Armeesprecher Stefan Hofer, dass es sich bei dem Test um einen «Sternlauf» mit verschiedenen Posten gehandelt habe. Diese Aufgabe sei Teil der mehrstufigen Selektion der Grenadieranwärter. Den Prüfungsteil hätten insgesamt 129 Rekruten absolviert.
Die Kaserne Isone ist ein Ausbildungszentrum der Armee für Spezialkräfte. Um Grenadier zu werden, findet bereits vor dem Start der Rekrutenschule eine Eignungsprüfung statt. Auch während der ersten sechs Wochen werden die Rekruten mehrfach auf die Probe gestellt. Sogenannte Selektionsprozesse sollen sicherstellen, dass die jungen Männer geeignet sind für die Aufgabe. «Dabei sind die Minimalleistungen der Anforderungen an die Ausbildung zu erfüllen», heisst es auf der Webseite des Bundes. Wer diese Leistung nicht erbringt, scheidet aus.
Vor drei Jahren machte die Kaserne schon einmal Schlagzeilen. Damals starb ein Grenadier-Rekrut auf einem Leistungsmarsch. Ermittlungen der Militärjustiz ergaben, dass der junge Mann wegen einer bakteriellen Infektion verstarb.
Psychisch und physisch werden die Rekruten in der Tessiner Kaserne bis zu einem Höchstmass gefordert – und das auch bei Hitze. Für die vier Rekruten war die Belastung jetzt definitiv zu hoch. Unsere Lesereporterin sagt: «Einer musste mit einem Rega-Heli ins Spital gebracht werden und lag zeitweise im künstlichen Koma.»
«Das ist ein Skandal»
Armeesprecher Hofer bestätigt, dass ein Rekrut «kurzzeitig» ins künstliche Koma versetzt werden musste. Seit Donnerstag befinde sich der Betroffene nicht mehr auf der Intensivstation.
Unsere Blick-Leserin hat dazu eine klare Meinung: «Das ist ein Skandal. Total unverantwortlich.» Gemäss Hofer gibt es Verhaltensmassnahmen für alle Rekrutenschulen, herausgegeben vom Oberfeldarzt der Armee. Für die besagte Übung an dem Tag wurden speziell verschiedene Punkte beachtet: Ständiger Zugang zu Flüssigkeit und Essen, befohlene Pausen zwecks Erholung und ein Arzt war zugegen.
Auf die Frage, wie man solche Vorfälle künftig vermeiden wolle, sagte Hofer: «Die erwähnten Massnahmen werden noch intensiver begleitet und die Ausbildung mit hohen körperlichen Anforderungen noch konsequenter auf die Morgen- und Abendstunden verlegt.»