Schwieriges Verhältnis – die Generation Z und der Militärdienst
«Immer mehr kommen psychisch vorbelastet in die Armee»

Die Beziehung zwischen der Gen Z und dem Militärdienst ist belastet. Jährlich scheiden über 10'000 Soldaten verfrüht aus. Und vergangenes Jahr gab es über 1000 Besuche beim Militärpsychologen. In der Armee arbeitet man nun am Umgangston.
Publiziert: 13:55 Uhr
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Aktualisiert: 14:20 Uhr
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Jedes Jahr brechen über 10'000 Armeeangehörige den Dienst ab.
Foto: Imago

Darum gehts

  • Über 10'000 Personen scheiden jährlich aus Militärdienst aus
  • Armee arbeitet an Verbesserung der Organisationskultur
  • 1169 Personen meldeten sich vergangenes Jahr beim Psychologischen Dienst der Armee
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Die Sicherheitslage in Europa ist angespannt, westliche Länder wollen ihre Armeen aufrüsten. Eigentlich geniesst die Schweizer Armee in dieser konfliktgeladenen Zeit ein sehr hohes Ansehen. 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung halten sie für notwendig. Und so viele Menschen wie noch nie unterstützen höhere Ausgaben für die Verteidigung, wie die repräsentative Erhebung «Sicherheit 2025» der ETH Zürich zeigt.

Doch ausgerechnet zwischen der Armee und der Generation Z scheint die Beziehung zu kriseln – es ist die Generation, aus der die Armee eigentlich mehr Personal rekrutieren möchte. Stattdessen scheint es eher in die gegenteilige Richtung zu gehen: Jedes Jahr brechen über 10'000 Armeeangehörige ihren Dienst ab, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Über 1000 Besuche beim Psychologen

Was passiert da gerade?

Heute stünde für die Rekruten weniger das Pflichtgefühl, sondern eher die Frage nach dem persönlichen Mehrwert im Zentrum, sagt der langjährige Berufsoffizier Marc Schibli. Führen umfasse heutzutage einen sehr grossen Anteil an Sinnvermittlung.

Schibli spricht auch über die Belastbarkeit der Jungen. Es reiche beim absoluten Grossteil für die Grundausbildung. «Aber es gibt tatsächlich immer mehr Leute, die psychisch vorbelastet in die Armee kommen.»

Vergangenes Jahr haben sich laut er «SonntagsZeitung» 1169 Personen beim Psychologischen Dienst der Armee gemeldet. Rund 60 Prozent davon hatten Probleme mit dem Übertritt in das körperlich und mental fordernde Umfeld des Militärs. Auch die Armeeseelsorge ist gefragt wie nie. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Zahl der Anfragen verdoppelt, wie die evangelisch-reformierte Zeitung «Reformiert» berichtete.

Mehrwert statt Pflichtgefühl

In der Armee versucht man, sich der neuen Generation anzupassen. Eine Studie im Auftrag des Bundes rät der Armee, die Organisationskultur zu verbessern. Das soll unter anderem Abgänge in den Zivildienst verhindern.

Diese Empfehlung wird laut Schibli bereits umgesetzt. «Der Umgangston hat sich enorm gewandelt», sagt er. «Wir wollen auf Augenhöhe mit den Rekrutinnen und Rekruten kommunizieren.» In Chur erarbeite man etwa mit jedem Zug ein eigenes Credo. Damit werde definiert, wie man miteinander umgehen wolle oder wie man Konflikte löse.

«Früher hat der militärische Chef allein das Wissen gehabt, er stellte sich vorn hin und schrieb die Zielsetzungen auf ein Plakat», sagt Schibli weiter. «Und so wurde es dann auch gemacht.» Heute versuche man, die Rekrutinnen und Rekruten so zu führen, dass sie mitdenken, Verantwortung übernehmen würden. Trotzdem sei die hierarchische Befehlskette unumgänglich, damit die Truppe in Extremsituationen funktioniere.

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