Darum gehts
- Schweiz organisiert Dialog zwischen Serbien und Kosovo in Solothurn
- Ziel: Normalisierung der Beziehungen und Ideenaustausch
- Viele Menschen aus Kosovo und Serbien leben in der Schweiz
Der Kosovo-Konflikt hat viele traurige Kapitel geschrieben: Attentate, Ausschreitungen, Schusswechsel. Die Schweiz will ein hoffnungsvolleres hinzufügen – in Solothurn.
In der Kleinstadt an der Aare haben sich von Freitag bis Sonntag – von der Öffentlichkeit praktisch unbemerkt – rund ein Dutzend Politiker aller wichtigen Parteien aus Serbien und dem Kosovo in diskreter Runde getroffen. Das Schweizer Aussendepartement organisierte das Treffen.
Man will Ideen ausprobieren
Der Diplomat Roland Salvisberg (63) kennt den Balkan seit über 30 Jahren. Seit 2015 prägt er den Solothurner Dialog, organisierte Treffen und leitet die Sitzung gemeinsam mit einer Nichtregierungsorganisation. «Wir versuchen, die Beziehungen zwischen Serbien und dem Kosovo zu normalisieren.»
«Es war ein informeller, offener Austausch.» Informell, weil die Europäische Union den sogenannten Normalisierungsdialog leitet. «Wir arbeiten zusammen und informieren sie. Doch die EU hat eigene Abläufe», so Salvisberg. Dennoch habe das Treffen auch politisches Gewicht.
Geheimgespräche seien das nicht, nur diskret. «Hier können Ideen ausprobiert werden. Am Tisch sitzen nicht nur Vertreter der Regierungsparteien, sondern auch der Opposition und der Zivilgesellschaft», so Salvisberg. «Wir bringen Leute an den Tisch, die nicht oder nur selten miteinander reden, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.»
«Wahrer Frieden kann nur mit Versöhnung und Respekt entstehen»
Der Solothurner Dialog ist ein typisches Beispiel für die guten Dienste der Schweiz – die ihr auch selbst nützen. «Wenn neben meiner Wohnung ein Haus brennt, rieche ich den Rauch. Herrschen Frieden und Stabilität in Osteuropa, hat das positive Folgen auf die Wirtschaft und die Sicherheit der Schweiz.»
Dazu kommt: Rund 116’000 Menschen aus dem Kosovo lebten 2023 in der Schweiz, weitere rund 56’000 Menschen aus Serbien. Viele Leute haben einen Migrationshintergrund aus diesen Ländern. «Sie sind noch immer emotional mit den Balkan-Ländern verbunden und sehr dankbar, dass wir diesen Prozess unterstützen», sagt Salvisberg. Doch in der Bevölkerung gebe es teilweise noch immer ein gewisses Misstrauen zwischen den Ländern. «Wir wollen das Verbindende stärken. Wahrer Frieden kann nur mit Versöhnung und Respekt entstehen. Dazu leisten wir einen Beitrag.»
Rund eine bis drei Veranstaltungen organisieren Salvisberg und sein Team vom Aussendepartement jährlich. Warum Solothurn? «Vor dem ersten Dialog 2015 wollte ich eine Stadt, die etwas weniger im Fokus steht als das internationale Genf.»
Ermüdend, wenn es dann trotzdem nicht so schnell vorangeht wie erwartet, sei es zwar manchmal. Aber: «Ich bin stolz, einen Beitrag dazu leisten zu können. Es ist ein langer, steiniger Weg», sagt Salvisberg. Aber Frieden kauft man nicht am Kiosk. Diesen erreicht man nur durch geduldiges und hartnäckiges Schaffen. Und man muss daran glauben.