Darum gehts
- Bundespersonal wehrt sich gegen Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
- Neues Lohnsystem bevorzugt Kader und benachteiligt untere Lohnklassen
- Durchschnittslohn liegt bei 130'000 Franken, Schweizer Durchschnitt bei 90'000 Franken
Jetzt wehrt sich das Bundespersonal! «Genug ist genug», heisst es auf der Website des Personalverbandes des Bundes. Die Angestellten wollen die «permanenten, perfiden Angriffe auf die Arbeitsbedingungen» nicht mehr länger hinnehmen. Aus Sicht der Bundesangestellten verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen stetig.
Der Personalverband des Bundes hat nun gemeinsam mit weiteren Gewerkschaften der öffentlichen Hand einen Appell lanciert. «Basta!» heisst er und richtet sich an den Bundesrat. Bis im Januar sammeln die Personal-Vertreter Protest-Unterschriften. Rund 12'000 Personen vertreten die Verbände, die hinter dem Appell stecken, für den Bund arbeiten fast 43'000 Angestellte.
Bundesrat bremst beim automatischen Lohnanstieg
Der Hintergrund: Rund 200 Millionen Franken soll das Bundespersonal zwischen 2026 und 2028 zum Sparziel des Bundes beitragen. So haben Bundesangestellte ab 60 weniger Ferien, die Treueprämien werden gekürzt, Lohnbeiträge erhöht.
Grösster Knackpunkt: Ab 2027 gibt es den heutigen jährlichen, automatischen Lohnanstieg bis hin zum Maximum einer Lohnklasse nicht mehr. Zwar bleibt ein jährlicher Anstieg, aber der ist deutlich langsamer – und führt nicht direkt zum höchstmöglichen Lohn. Der sogenannte Ziellohn liegt etwa zehn Prozent unter dem Maximallohn.
Wer dennoch das Maximum herausholen will, braucht dafür deutlich länger und muss konstant sehr gute Leistungen vorweisen. «Wer heute das höchste Gehalt noch nicht erreicht hat, wird in Zukunft deutlich weniger verdienen können als bisher», schreibt etwa die Gewerkschaft Transfair. Zum Ausgleich gibt es zwar höhere Einstiegslöhne, doch von diesem profitierten die tieferen und mittleren Löhne «nicht oder nur wenig».
Was das Bundespersonal stört: Für Kader ist es einfacher, den Maximallohn zu erreichen. Das neue Lohnsystem führe «zu einer Umverteilung von den unteren zu den oberen Lohnklassen», kritisiert die Gewerkschaft Transfair.
Wird noch etwas mehr gespart?
Und neues Ungemach droht aus Sicht des Bundespersonals bereits: Der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (62) hat im September einen Vorstoss lanciert: Bis 2030 soll der Bund seine Personalausgaben jährlich um jeweils drei Prozent senken. Mit dem eingesparten Geld soll die Armee wieder verteidigungsfähig werden. Immerhin 64 Nationalrätinnen und Nationalräte haben den Vorstoss unterschrieben.
Sparpotenzial sieht Portmann durchaus, beispielsweise bei Zulagen oder den Ferien. Er fordert eine Anpassung an die Verhältnisse in der Privatwirtschaft. «Im Kontext der ungebremsten Steigerung der Bundespersonalkosten in den letzten 10 Jahren von rund 4,5 Milliarden Franken auf 6,6 Milliarden, ist das beim Personal anvisierte Sparpotenzial im tiefen einstelligen Prozentbereich vertretbar», so Portmann.
Tatsächlich liegt das durchschnittliche Salär beim Bund klar höher als der Schweizer Durchschnittslohn. Es ist bei rund 130'000 Franken pro Jahr, der Durchschnitts-Schweizer verdient 7500 Franken im Monat.
Doch dieser oft zitierte Vergleich ist für Barbara Gysi (61), SP-Nationalrätin und Präsidentin des Personalverbandes des Bundes, eine verzerrte Betrachtung. Denn der gesamtschweizerische Durchschnittslohn umfasse alle Branchen, «darunter auch Bereiche mit prekären Arbeitsbedingungen und Tiefstlöhnen».
Gysi: «Solche Arbeitsverhältnisse gibt es beim Bund zum Glück nicht – er nimmt da auch eine Vorbildfunktion wahr. Zusätzlich wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Bereiche mit eher tieferen Lohnklassen – wie beispielsweise Reinigung oder Logistik – ausgelagert.»
Kann der Bund mithalten?
Für die Stellen beim Bund brauche es teilweise sehr spezifisches Wissen, der Spezialisierungsgrad sei hoch, betont Gysi. «Bereiche wie IT, Data Science oder Finanzen wachsen. Und der Bund zahlt nicht die höchsten Löhne in diesen Bereichen, sondern ist vielmehr bemüht, konkurrenzfähig zu bleiben, um qualifizierte Fachkräfte rekrutieren zu können.» Dies erhöhe den Durchschnittslohn ebenfalls.
Aus Sicht des Personalverbandes steht mit den Sparbemühungen «die Qualität der Dienstleistungen der Bundesverwaltung, aber auch die Attraktivität des Bundes als Arbeitgeber auf dem Spiel».