Bundesrat soll dafür sorgen
Grünen-Politiker fordert von Fifa den Israel-Rausschmiss

Grünen-Nationalrat Raphaël Mahaim schlägt dem Bundesrat vor, Steuerprivilegien der internationalen Fussballverbände an moralische Standards zu knüpfen. Besonders bei Israel drückten sich Fifa und Uefa vor Sanktionen, findet er. Er macht damit international Schlagzeilen.
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Der russische Fussballverband ist von Fifa- und Uefa-Turnieren ausgeschlossen. Israel darf jedoch weiter teilnehmen.
Foto: IMAGO/NurPhoto

Darum gehts

  • Fifa und Uefa profitieren in der Schweiz von steuerlichen Erleichterungen
  • Mahaim fordert Aufhebung ihrer Steuerprivilegien wegen Umgang mit Israel und Gazakrieg
  • Uno-Experten forderten im September 2025 Israels Suspendierung aus Turnieren
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

In die «New York Times» schafft es selten ein Vorstoss aus dem Schweizer Parlament. Doch dem Waadtländer Grünen-Nationalrat Raphaël Mahaim (41) ist es gelungen, vom Weltblatt mit ein paar Zeilen bedacht zu werden. Wie hat er das geschafft? Worum geht es? 

Einerseits um Weltpolitik: den Israel-Gaza-Konflikt. Andererseits um die Fussballverbände Fifa und Uefa, die ihren Sitz in der Schweiz haben. 

Steuerlich sind die internationalen Fussballverbände in der Schweiz auf Rosen gebettet. Sowohl der Weltfussballverband Fifa als auch die kleine europäische Schwester Uefa profitieren aufgrund ihrer organisatorischen Strukturen von zünftigen Erleichterungen – und das trotz Millionengewinnen.

Es wäre fair, diese Sonderbehandlung an gewisse moralische Verpflichtungen zu knüpfen, findet Grünen-Nationalrat Mahaim. Der Stein des Anstosses: Während die Verbände etwa bei Kriegstreiber Russland hart durchgegriffen hätten, hätten sie bisher Israels Nationalmannschaft und Vereine nicht aus ihren Turnieren ausschliessen wollen.

Gaza-Krieg auch im Fussball sanktionieren

Deshalb will Mahaim nun bei den Steuererleichterungen ansetzen. «Ist es da nicht an der Zeit, den privilegierten Steuerstatus der Fifa und der Uefa in der Schweiz zu hinterfragen?», richtet der Waadtländer eine Frage an die Adresse des Bundesrats. Er will von der Landesregierung wissen, ob sich das Zögern der Fussballverbände punkto Gazakrieg tatsächlich mit den Werten des Bundes vereinbaren lässt.

Mahaim steht mit seiner Forderung eines Israel-Rausschmisses nicht alleine: Bereits im September dieses Jahres forderten Experten der Uno die beiden Fussballverbände auf, das Land aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Gazakrieg und im Westjordanland zu suspendieren. Einige der Vereine würden sich gar in illegal besetztem Gebiet befinden, merkt Mahaim in seinem Vorstoss an.

Daher schlägt der Politiker vor, dass der Bundesrat «wenigstens» konkrete Bedingungen dafür festlegen könnte, damit die Fifa und Uefa weiterhin ihre steuerlichen Vorzüge geniessen könnten. Als Beispiel nennt Mahaim etwa Massnahmen, die von Uno-Gremien empfohlen werden – oder gar simple völkerrechtliche Verpflichtungen.

Auch Trump erzürnt den Nationalrat

Der Umgang mit Israel ist dabei nicht der einzige Dorn in Mahaims Auge. Auch die Verleihung des ersten Fifa-Friedenspreises während der Auslosung für die WM 2026 in den USA und Mexiko ist für den Parlamentarier ein Grund, die Vorteile der Fussballverbände zu überdenken. Fifa-Präsident Gianni Infantino (55) überreichte die Auszeichnung nämlich feierlich dem US-Präsidenten Donald Trump (79).

«Hunderte Millionen ungläubige Zuschauer verfolgten diesen surrealen Moment und verstanden die Gründe für diese Geste bei einem eigentlich rein sportlichen Ereignis nicht», schreibt Mahaim in einem zweiten Vorstoss an den Bundesrat. Das Ereignis offenbare eine «sehr besorgniserregende Tendenz zur Autokratie».

Die internationalen Fussballverbände und Fussballfan Mahaim – er steht im Kader des FC Nationalrats – werden also kaum noch Freunde werden. Zumindest dem Bundesrat steht es jedoch offen, beim Grünen-Politiker ein paar Sympathiepunkte abzuholen. Noch hat sich die Landesregierung zu den zahlreichen Fussballfragen des Nationalrats aber nicht geäussert. 

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