Darum gehts
- Nuria Gorrite unterstützt nun die E-ID nach früherer Ablehnung
- Gorrite überstand Brustkrebs und machte ihre Erkrankung öffentlich
- 60 Prozent der Schweizer wollen laut SRG-Umfrage der E-ID zustimmen
Am Sonntag, 7. März 2021, hebt die Waadtländer Regierungsrätin Nuria Gorrite (55, SP) ihr Glas. Eben hat sie mit dem Referendumskomitee die E-ID verhindert. Am Sonntag, 28. September 2025, könnte sie erneut anstossen – diesmal, um die E-ID zu feiern.
Ende September stimmt die Schweiz über die E-ID ab, zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren. Gemäss der ersten SRG-Umfrage wollen 60 Prozent die digitale Identitätskarte annehmen. Damit würde ein Projekt Realität, das die Politik seit Jahren beschäftigt. Ein Ja ist möglich, weil auch ehemalige Gegner die Seiten gewechselt haben.
Kein unbekanntes Gesicht
2021 vertrat Gorrite die Waadtländer Regierung, die sich gegen Parlament, Bundesrat und die Mehrheit der Kantone stellte. «Wie viele Schweizerinnen und Schweizer lehnte ich es ab, dass eine so grundlegende Funktion wie die Anerkennung unserer Identität privaten Akteuren anvertraut wird», erinnert sie sich.
Heute ist die Ausgangslage anders: Der Staat wird die E-ID selbst herausgeben. Die Rahmenbedingungen hätten sich «grundlegend und strukturell» geändert. «Es wird sich dabei nicht mehr um ein Label für private Systeme handeln, sondern um eine vertrauenswürdige öffentliche Infrastruktur, die von unseren Institutionen entwickelt und verwaltet wird.»
Gorrite ist auch in der Deutschschweiz kein unbekanntes Gesicht. Anfang 2022 sorgte sie für Schlagzeilen, als sie in Crans-Montana VS feierte – ohne Maske, aber mit einer positiven Corona-Diagnose, wie sie erst einige Tage später herausfinden sollte. «In dem Moment war mir nicht klar, dass ich gegen die Regeln verstiess. In einer Zeit, in der die Behörden von jedem und jeder verlangen, sich an die Vorschriften zu halten, bereue ich meinen Fehler und möchte mich dafür entschuldigen», sagte sie damals gegenüber Blick.
Gorrite gilt als Arbeitstier. Sie begann als Gemeindepräsidentin von Morges VD, wurde Parlamentarierin und schliesslich Staatsrätin. Während der Pandemie leitete sie die Kantonsregierung, als erste Frau in dieser Position.
Brustkrebs-Schock und Dittli-Affäre
2023 dann ein privater Schock: Die Regierungsrätin erfuhr bei einer Routineuntersuchung, dass sie an Brustkrebs erkrankt war. Sie ging an die Öffentlichkeit. «Brustkrebs ist keine Krankheit, für die man sich schämen muss. Brustkrebs betrifft eine von acht Frauen – und immer jüngere», sagte sie in einem Interview – und rief zu Vorsorgeuntersuchungen auf.
Kaum genesen, erschütterte die «Affäre Dittli» die Waadtländer Regierung. Die Regierung wirkte im Umgang mit Mitte-Shootingstar Valerie Dittli (32) wenig souverän. Der Staatsrat arbeite «geschlossen und entschlossen» an den aktuellen und zukünftigen Prioritäten des Kantons, heisst es von der Regierung.
Und so wirbt auch Dittli für die E-ID. Sie werde das Leben der Einwohner «erheblich vereinfachen». Denn heute erstelle jeder Onlinekonten – sei es bei der Post, für Einkäufe oder um auf Internetdienste zuzugreifen.
Wer weiss: Vielleicht stossen Gorrite und Dittli am Abstimmungssonntag gemeinsam an.