Darum gehts
- EU sieht Kalorienangabe auf Weinflaschen vor, Schweiz könnte folgen
- Winzer kritisieren Aufwand und Kosten für Kleinbetriebe
- Eine Flasche Wein kann mehr Kalorien als eine Tafel Schokolade haben
Kommt die Kalorienangabe auch auf der Weinflasche? Das könnte bald Realität sein. Die EU sieht eine solche Regel vor – und die Schweiz könnte folgen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet.
Sauer stösst dies den Winzern auf. Mitte-Nationalrat und Weinbauer Andreas Meier (63, AG) fragt: «Wer zählt beim Weinkauf schon die Kalorien?». Er müsste jede Sorte ins Labor schicken, analysieren lassen und danach spezifische Etiketten drucken. «Das ist ein grosser Aufwand und Kostentreiber für einen Kleinbetrieb», sagt er gegenüber der Zeitung.
Viele versteckte Kalorien
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit würde die Information aus Konsumentensicht begrüssen. Zuletzt sah man von der Einführung der Etikette ab, weil es Widerstand im Parlament gab. Bei der nächsten Aktualisierung des Landwirtschaftsabkommens mit der EU könnte die Regel dann aber kommen.
Eine Flasche Wein kann schnell mehr Kalorien haben als eine Tafel Schokolade. SP-Nationalrätin Andrea Zryd (49, BE) würde deshalb eine Etikette begrüssen, wie sie der «NZZ am Sonntag» sagt. Viele Leute könnten den Nährwert von Alkohol nicht abschätzen. «Übergewicht ist eine der gravierendsten Volkskrankheiten und versteckte Kalorien sind ein grosses Problem», sagt sie.
Immer wieder im Clinch mit dem Bund
Die Weinbauern kämpfen immer wieder mit dem Bund: Kürzlich machte Blick bekannt, dass sich eine Gruppe von Parlamentariern dagegen wehrt, dass der Bund noch dieses Jahr neue Empfehlungen zum Alkoholkonsum ausspricht. Er will sich an der Weltgesundheitsorganisation WTO orientieren, die schon vom moderaten Konsum abrät.«Es ist nicht die Aufgabe des Staates, moderaten Alkoholkonsum zu verteufeln», sagte Mitte-Ständerat Benedikt Würth (57, SG) zu Blick. «Das ist bevormundend.»
Letztes Jahr wehrten sich die Bauern bereits gegen eine neue EU-Regel: Sie reichern den Traubenmost mit Zucker an, um den Alkoholgehalt im Wein zu steigern und in schlechten Jahren eine bessere Qualität zu erhalten. Nach einer neuen Regelung durfte dies nur um 1,5 und nicht mehr um 2,5 Volumenprozent sein.